Audio & VideoHardwareMeinung

Teenage Engineering Pocket Operators für Einsteiger erklärt

Die POs sind typische Haben-Will-Gadgets - brauchen aber ein wenig Erklärung ;)

Musik am PC ist ein Heidenspaß, aber mit großen Geräten, Schreibtisch und komplizierter Software verbunden – nichts für die Couch. Pocket Operators hingegen sind perfekte Spielzeuge/Musikinstrumente für Hosentasche und Couch, die komplett für sich allein funktionieren, mit zwei popeligen AAA-Batterien! Allerdings: Sie funktionieren sehr wohl auch mit Smartphones, Computern und sonstigen Dingen. Aber was zur Hölle ist ein PO genau und wie unterscheiden sich die Dinger?

Übersicht

Ganz kurz vorweg: Der beste Tipp rund um Pocket Operator lautet: Nicht weiterlesen, sondern kaufen kaufen kaufen, zumindest, wenn das Geld halbwegs locker sitzt ;) Mehr dazu im Fazit.

Weniger locker sitzendes Geld ist dann auch der Grund dafür, dass dieser Artikel sehr lang geworden ist, damit sich jeder ein möglichst genaues Bild davon machen kann, was die POs können und wie man damit arbeitet/spielt/musiziert. Es lohnt sich auch bei Youtube vorbeizuschauen, da gibt es viele gute Beiträge, zumeist allerdings auf Englisch und nach meinem Dafürhalten recht viel Fachsprech.

Jetzt aber mal von vorne: Alteingesessene E-Musik-Freaks, die schon seit den 80ern Synthesizer, Sequencer, Looper, Sampler, Keyboards und und und einsetzen, werden sofort erkennen, was ein Pocket Operator kann. Schon die Amazon-Produktbeschreibung liefert etwa zum PO-133 genügend Infos: Sequencer und Sampler mit Samples aus Capcoms Prügelklassiker Street Fighter. Wenn Euch das nicht genügt, seid Ihr hier richtig.

po-133 von oben.
Die markierten Bereiche unterscheiden sich bei einigen Modellen – neben „internen“ Unterschieden.

Es gibt eine ganze Reihe an POs, die zwar gleich aussehen und auch weitgehend ein identisches Layout haben, aber durchaus völlig unterschiedliche Funktionen haben. Zu den Unterschieden gibt es unten ein separates Kapitel, das ist einfacher zu verstehen, wenn man versteht, wie ein Modell funktioniert. Im Folgenden dient der PO-133 Street Fighter als Beispiel, neben der Bomberman-Variante eine von zwei Capcom-Editionen.

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Der PO-133 kann

  • 16 verschiedene Sounds speichern und „konfigurieren“,
  • pro Sound 16 verschiedene „Töne“ spielen,
  • 16 Pattern/Sequenzen à 16 Steps/“Tönen“ spielen,
  • 128 Pattern/Sequenzen hintereinander spielen,
  • laufende Pattern/Sequenzen mit Effekten verändern,
  • über laufende Sequenzen manuell „Töne“ abspielen,
  • von anderen Geräten aufnehmen,
  • vom eingebauten Mikrofon aufehmen,
  • auf andere Geräte ausgeben,
  • über den eingebauten Lautsprecher ausgeben,
  • auf andere Geräte backuppen,
  • mit anderen Geräten synchronisiert/in Reihe geschaltet werden und
  • eine ganze Reihe eingebauter Street-Fighter-Samples abspielen.

Hier mal einige wahllos angespielte mitgelieferte Effekte:

Was kann ein Pocket Operator?

Der Kern des Ganzen sind die Patterns. Ein Step Sequencer besteht aus 16 hintereinander gespielten „Tönen“, also einem Takt aus 16 16tel-Noten, also „1 e und e 2 e und e 3 e und e 4 e und e“. Kurz zu den Tönen-Anführungszeichen: Gemeint ist was man hört, wenn man eine Taste drückt – sei es ein Piep, ein gesprochenes Wort, eine Gitarrenseite oder sonst etwas, das für einen der 16tel-Note-Slots taugt. Und zur Einordnung: Denkt an Blues-Musik, die in der Regel aus 12 Takten besteht. Ein solcher 12-Bar-Blues kann auf einem PO problemlos gebaut werden, indem eben 12 Pattern zu einer langen Sequenz zusammengefügt werden.

pattern auf einem pocket operator.
Ein Pattern: Die rot leuchtenden Knöpfe zeigen an, an welchen Stellen der aktuelle Ton im Takt gespielt wird.

Für jeden der 16 Töne eines Patterns stehen Euch wieder die 16 Tasten mit Sounds zur Verfügung. Genauer gesagt: 2 mal 8 Sounds, da sich die beiden Hälften unterschiedlich verhalten. Oben gibt es acht melodic-Sounds: Angenommen Sound 1 ist der Anschlag einer Klaviertaste, das so genannte Sample. Dann spielt jede der 16 Tasten diesen einen kompletten Sample chromatisch als Note, also einfach jede Note unseres westlichen Musiksystems. Die 16 Tasten spielen sich dann also wie eine Klaviatur.

Unten kommen die drum-Sounds: Angenommen, das Sample ist nun der per Mikro aufgenommene Satz „Ich kaufe Brot.“ Gespeichert als Sound 1, würde der Satz auf jeder Taste wiedergegeben, in unterschiedlicher Tonhöhe. Wird es aber im unteren Bereich, zum Beispiel als Sound 11 aufgenommen, spielt jede der 16 Tasten einen Teil des Samples. Ihr könnt für jede Taste einstellen, welchen Teil des Samples diese wiedergeben soll, inklusive Lautstärke und Effekten. So könntet Ihr etwa Sound 11 so einstellen: Taste 1 gibt ich wieder, Taste 2 kaufe und Taste 3 brot. Diese Sample-Stückchen/Töne könntet Ihr dann zum Beispiel über laufenden Patterns/Sequencen also so genannte One-Shots spielen. Diese könnt Ihr in Sequenzen einbauen oder live über laufende Sequenzen einspielen.

Hier das Brot-Beispiel als melodic-Sound, chromatisch durchgespielt:

Und das erklärt bis hierhin schon die beiden Kern-Features: Sampler und Sequencer: Es können Samples aufgenommen/bearbeitet/wiedergegeben und in Sequenzen gespeichert werden. Natürlich sind bereits viele Sounds direkt auf dem Board, ebenso Patterns, man kann also sofort loslegen, oder eher loshören. Ganz wichtig: Alle mitgelieferten Patterns und Sounds können gelöscht und überspielt werden – und anschließend über ein Reset auch wiederhergestellt werden.

Beim Abspielen von Sequenzen könnt Ihr 15 verschiedene Effekte aktivieren, beispielsweise diverse Stotter-Effekte, Oktave rauf/Oktave runter und so weiter. Die Effekte könnte Ihr live nutzen oder direkt aufnehmen.

Wirklich nützlich wird der Pocket Operator über seine Schnittstellen in Form von zwei 3,5-mm-Klinkenbuchsen als Ein- und Ausgang. Über den Eingang lassen sich zum Beispiel Mikrofon, Musikinstrumente oder MP3-Player anschließen, sei es zum Aufnehmen oder einfach, um den Sound durchzuschleifen. Über den Ausgang geht es zu Kopfhörern, Lautsprechern oder abermals etwaigen elektronischen Musikinstrumenten. Auch die Aufnahme am PC mit beliebiger Software ist möglich.

Neben der reinen Ein- und Ausgabe können die beiden Klinkenbuchsen aber auch für die Synchronisierung sorgen, um beispielsweise weitere Pocket Operators, Sequencer, Sampler oder sonstige Geräte zum Zusammenspiel zu zwingen. Und es lassen sich Backups anlegen: Dafür genügt es tatsächlich, die Backup-Funktion zu starten und dann auf einem beliebigen Gerät aufzunehmen – zum Beispiel einem popeligen MP3-Player. Das Zurückspielen erfolgt dann entsprechend umgekehrt: Der MP3-Player kommt dann an den Klinkeneingang und die Restore-Funktion auf dem PO erledigt den Rest. Das ist schon ziemlich clever gelöst!

Was bedeutet das denn nun ganz praktisch? Nun, Ihr könnt Euch auf die Couch setzen, mit dem Mikrofon Geräusche, Sprache oder eine herumliegende Flöte aufnehmen, dazu noch ein paar Riffs vom Smartphone, daraus komplexe Drum-Loops erstellen, diese abspielen und darüber live eine Melodie spielen oder Effekte aktivieren und Eure ganze Live-Performance gleichzeitig auf dem Laptop aufnehmen.

Was der PO kann, sollte nun weitgehend klar sein. Das Wie dürfte jetzt noch ein paar Einblicke liefern.

Wie genau funktioniert der PO-133?

Um mal einen Einblick zu gewinnen, wie POs funktionieren, hier ein paar Beispiele – aber ganz ehrlich: Besser und vor allem kürzer als die Original-Dokumentation kann man das kaum beschreiben. Um vielleicht noch ein wenig Nutzen hinzuzufügen, die Beispiele nach Nutzerwünschen:

Patterns abspielen

Für den Anfang wollt Ihr vermutlich was hören und gut ist. Haltet dafür die pattern-Taste gedrückt – die Zahlentasten leuchten auf und die mit dem aktiven Pattern blinkt. Mit pattern plus 1-16 ändert Ihr das aktive Pattern. Nun könnt Ihr das Pattern mit play abspielen. Das Verändern der Hauptlautstärke geht mit der „bpm m“-Taste plus rechtem Drehknopf. In der Regel wird die Lautstärke aber eher für Live-Sounds und zum Speichern von Sounds genutzt.

Selber spielen

Wenn Ihr selber spielen wollt, müsst Ihr zwei Dinge tun: Stellt zunächst sicher, dass der Bearbeitungsmodus nicht aktiv ist, was Ihr an dem runden Record-Icon oben rechts im Display erkennt. Falls doch: Einfach unten rechts auf write drücken. Dann könnt Ihr sound gedrückt halten und seht wieder, auf welchen Zahlentasten überhaupt Sounds gespeichert sind und welcher Sound aktiv ist. Nach Auswahl einer belegten Taste über sound + 1-16 könnt Ihr dann losklimpern. Wenn Ihr nichts hört: Einige der mitgelieferten Sounds aus dem drum-Sounds-Bereich belegen nicht alle Tasten. Nun solltet Ihr die Effekte über den FX-Knopf antesten: Auswahl via FX und dann konfigurieren über die beiden Drehregler. Es gibt hier keine Verschachtelung, nur ein paar simple Effekte wie TRIM für das Trimmen von Samples oder Flt für High- und Lowpass-Filter.

teenage engineering pocket operator display mit edit icon.
Wenn das Edit-Icon aktiv ist, spielt Ihr keine Noten, sondern setzt die letzte gespielte Note ins Pattern.

Zur Erinnerung: Bei Sounds 1-8 gelten die Effekte für alle Tasten, bei den Sounds 9-16 für jede Taste separat.

Pattern erstellen

Zunächst müsst Ihr Euch von einem Pattern trennen, löscht also zum Beispiel Pattern 16: Aktiviert das Pattern und drückt dann pattern + record, um das aktive Pattern zu löschen.

Pattern beginnt Ihr mit dem gewünschten Ton: Stellt ein Sample nach Euren Wünschen ein und spielt es. Dieser zuletzt gespielte Ton wird dann in ein Pattern eingefügt: Aktiviert den Bearbeitungsmodus mit write. Ihr seht: Nichts. Wenn Ihr korrekt gelöscht habt, leuchtet keine der 16 Zahlentasten. Klickt in jeder Zeile auf die erste Taste, also die Zählzeiten 1 2 3 4, und drückt dann auf play. Während das Pattern läuft, könnt Ihr weitere Steps hinzufügen oder welche löschen. Der Rest ergibt sich dann von selbst. Das Prozedere ist immer gleich: Ton „designen“, Ton einfügen.

Hier ein Beispiel für ein schnell zusammengeschraubtes Pattern mit aus der Hand gesampleten Geräuschen und während der Aufnahme mit Effekten versehen, aufgezeichnet und normalisiert mit Audacity:

Ja, inhaltlich geht das besser, aber es fördert vielleicht das Verständnis ;)

Effekte aufnehmen

Das ist kurz und simpel, es läuft genau wie bei den Sounds:

  1. Pattern abspielen
  2. Effekt herasusuchen
  3. Aufnahme starten
  4. Effekt einsetzen

Dabei ist ein wenig Übung erforderlich … Aufgenommene Effekte löscht Ihr mit FX+16, was nebenbei auch erklärt, warum es 15 Effekte sind.

„Ich backe Brot.“ samplen

Eigene Samples bringen wohl den größten Spaß. Um die Funktionsweise von Samples zu zeigen, taugt gut das obige Brot-Beispiel, etwa als Sound 11: Drückt record + 11 und sprecht ins Mikrofon: „Ich backe Brot.“ Drückt nun Taste 1, um den ersten Ton zu konfigurieren. Vielleicht hört Ihr bereits etwas, vielleicht auch nicht … Ruft über FX die Funktion trm auf und stellt mit den beiden Drehreglern Anfang und Ende des Samples ein, so dass Ihr nur noch ein sauberes Ich hört. Wechselt dann zu Taste 2 und wiederholt den Vorgang für backe und dann auf 3 für Brot. Und wenn Ihr nun 1, 2, 3 drückt … Sinnvoller ist das freilich mit Effekten, Zwischenrufen oder einem langsam gespielten Akkord.

Zurücksetzen

Ihr werdet irgendwann versehentlich mitgelieferten Content löschen ;) Ein Reset stellt alles wieder her, löscht aber freilich auch alles, was Ihr selbst erstellt habt. Hier ist Fingerfertigekeit gefragt: Haltet pattern + write gedrückt, während Ihr die Batterien einsetzt – öhm, ja … Einfacher: Haltet die beiden Tasten gedrückt und zieht dann gaaaaanz vorsichtig den Kontakt von einer der Batterien weg, das genügt schon. Anschließend zählt der PO bis 100 hoch und ist dann wieder im Werkszustand.

teenage engineering pocket operator von unten.
2 AAA-Batterien – einfacher geht es nicht.

Mehrere Patterns spielen

Und noch etwas ganz Simples – folgende Pattern-Reihenfolge spielen: 1, 1, 3, 4, 4, 11, 12, 1 Wie zu erwarten: Haltet pattern gedrückt und dann nacheinander 1 1 3 4 4 11 12 1 ;)

Externe Geräte nutzen

Lassen wir weitere POs und richtiges Musikequipment mal außen vor, wer so ein Ding synchronisieren will, hat vermutlich schon mal Dinge synchronisiert … Interessant sind aber auf jeden Fall Smartphone und Computer.

Der Einsatz des Smartphones als Soundquelle ist simpel: Per Klinkenstecker mit dem linken Eingang verbinden, irgendwas abspielen – schon hört man es über den PO. Nun habt Ihr im Grunde zwei Möglichkeiten: Entweder Ihr spielt live über den Klang vom Smartphone oder Ihr nehmt über record + 1-16 ein paar Sekunden auf und nutzt diese als ein oder mehrere Samples.

Der PC soll hier als Ziel herhalten: Also PO-Ausgang an den Mikrofoneingang vom PC hängen, eine Audio-Software wie zum Beispiel Audacity aufrufen, die Aufnahme starten und dann ebenso die Wiedergabe auf dem Pocket Operator – oder einfach losspielen. In Audacity wird das Signal vermutlich extrem leise/schwach ankommen. Um das auf ein vernünftiges Maß zu bringen, könnt Ihr in Audacity den Effekt Normalization verwenden.

Hauptzweck des Ausgangs ist im Alltag aber ein anderer: Bass! Der interne Lautsprecher ist gut für die Kontrolle, aber bei dieser Art von Musik geht es eben doch sehr um die tiefen Töne. Einmal am PC angeschlossen, könnt Ihr natürlich auch über dessen Boxen spielen, wiederum mit zum Beispiel Audacity. Empfehlenswert wäre aber eher eine gute Bluetooth-Box mit ordentlich Wumms und eben Klinkenbuchse – hier erledigt das die wirklich empfehlenswerte Soundwave Motion+:

Unterschiede der Modelle

Das Layout aller POs sieht auf den ersten Blick identisch aus, aber sie unterscheiden sich in einigen Punkten. Welches Modell genau was kann, könnt Ihr auf den Produktseiten nachlesen. Hier geht es um generelle Unterschiede. Die grundlegende Bedienung ist immer gleich, alle sind Sequencer und arbeiten mit Samples.

Mikrofon: Einige POs haben ein Mikro, andere nicht.

po-mikrofon-nahaufnahme.
Modelle mit Mikrofon haben einen noch höheren Couch-Faktor!

Effekte: Hier gibt es große Unterschiede, der PO-35 ist zum Beispiel explizit für Sprache gedacht und bringt entsprechend Effekte wie Vocoder oder Roboter mit.

1-16-Knöpfe: Teils gibt es hier Aufteilungen wie auch beim Street-Fighter-Modell, achtet einfach auf die Beschriftung am linken Rand. Apropos: Auch die einzelnen Knöpfe haben teils kleine Symbole, beispielsweise beim PO-16, der als Lead Synthesizer dient.

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Samples: Jeder PO hat ganz eigene Sounds für unterschiedliche Zwecke, teils eher für Effekte, teils für Melodie, teils für den Rythmus.

Speicher: Der Speicher für eigene Samples wankt zwischen 40 und 120 Sekunden.

Details: Viele Modelle haben ein, zwei Funktionen, die sich von anderen unterscheiden – da hilft nur das Studium der Homepage, auch wenn es leider keine vernünftige Tabelle mit Features gibt …

Fazit

Die Pocket Operators sind in zweierlei Hinsicht extrem clever: Zum einen ist es ein tolles Geschäftsmodell – erst heißt es Welches Modell? Kurz darauf aber eher: Welches als nächstes? Die anderen POs sind keine alternativen, sondern komplementäre Produkte. Und mit teils über 100 Euro sind die Geräte nicht wirklich günstig.

Zum anderen aber ist das Design extrem clever. Natürlich haben die Geräte ihre Grenzen, insbesondere die etwas starren Effekte, zumindest beim Street-Fighter-Modell, haben etwas von „Friss oder stirb.“ Und 40 Sekunden Aufnahmekapazität beim PO-133 sind auch nicht gerade übermäßig, andere Modelle kommen immerhin auf bis zu 120 Sekunden. Der eingebaute Lautsprecher taugt lediglich zum Testhören, das Mikrofon ist kein Wunderwerk, aber gut genug, um auch mal ohne externes Mikro Spaß zu haben.

Dennoch: Das Bedienkonzept geht wunderbar auf, nach ein, zwei Stunden sind alle Handgriffe bereits in Fleisch und Blut übergegangen. Das Maß an Funktionalität ist schön ausgewogen, genug, um wirklich kreativ werden zu können, wenig genug, um alle Features binnen kurzer Zeit blind bedienen zu können.

Auch das Zusammenspiel mit externen Geräten über eine simple Audioschnittstelle muss man clever nennen. Ein Backup über Klinke ist mir zumindest noch nicht untergekommen. Und das In-Reihe-Schalten von Geräten ermöglicht sowieso noch sehr viel mehr.

Und letztlich ist das Hardware-Design recht clever: Minimalistische, aber durchweg ordentliche Hardware, was auch für die komplett unter dem Display platzierten Chips gilt (Cirrus-Logic-DAC und Silicon-Labs-Microcontroller). Die Soundqualität würde ich als überraschend gut bezeichnen, selbst die via Mikro gesamplete Ukulelen-Saite klingt ziemlich gut. Wenn man sich Mühe gibt … Saite anspielen und zwei Knöpfe gleichzeitig drücken ist etwas tricky, insofern ist das Ergebnis nicht perfekt:

Es gibt noch allerlei Funktionen und Gimmicks, die es weiter zu entdecken gibt. Wann habt Ihr das letzte Mal ein Stück aus einer Hardware gebrochen, um einen Schreibschutz zu aktivieren?

Die Pocket Operators sind wunderbare und ziemlich hochwertige Musikspielzeuge, deren Reiz für mich besonders in Einfachheit und Stand-alone-Design liegt. Klar, mit einer kostenlosen App wie dem hier als „spaßigstes DAW ever“ vorgestellten BandLab lässt sich technisch vermutlich (fast) alles erreichen, was sich mit einem PO erreichen lässt. Aber der Weg dahin macht mit dem PO viel mehr Spaß. Ich habe selten ein so durchdachtes Produkt gesehen.

Was nun ambitionierte Hobby-Musikproduzenten und alles darüber hinaus angeht: Ob und wie sich POs sinnvoll in der Produktion nutzen ließen kann ich nicht sagen. Für viele (Semi-)Profis fällt das sicherlich unter Spielzeug, der eine oder andere superkreative wird wiederum Fabelhaftes damit zaubern. Doch für unterwegs, als Handheld-Mucker-Spielekonsole oder akustisches Notizbuch, dürfte auch diese Zielgruppe Freude dran haben.

Preislich sind die Dinger schwer zu beurteilen. Die Modelle wanken effektiv zwischen Rund 60 und 110 Euro, Materialien und Verarbeitung sind minimalistisch, aber gut, die Audiokomponenten sind für so ein Gerät ziemlich gut, aber was heißt schon „so ein Gerät“?, es könnten bisweilen Lizenzkosten anfallen, wer weiß, wie lang die Haltbarkeit ist … Chips, Display, Lautsprecher und lägen im regulären Einzelhandel vielleicht bei zusammen 15 bis 25 Euro, je nachdem, was genau verbaut ist. Hinzu kommen Entwicklungskosten, Fertigung, Vertrieb, Marketing und allerlei Kleinteile. So scheinen die Preise jedenfalls keine Mondpreise, aber man zahlt auch für die Einzigartigkeit. Es ist ein hochwertiges Produkt, aber so eigenständig, dass wohl jeder selbst entscheiden muss, ob es das Geld wert ist.

Man bekommt mehr Möglichkeiten für weniger Geld – aber nicht als kleines Couch-taugliches Gadget mit so viel Potenzial. Und vermutlich auch nicht als Rick-and-Morty-Sonderedition :O

Und Vorsicht: Wenn Ihr Pocket Operators nicht mögt – supi. Wenn doch: Pfenniggrab :( Und dann wird es doch schnell teuer, von den unverschämten 35 Euro für eine Silikonhülle mal ganz abgesehen. Dann könnt Ihr vielleicht auch gleich das Erwachsenen-Spielzeug von Teenage Engineering kaufen:

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Vielleicht interessiert Euch auch unsere Übersicht zu High-Res-Audio.

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

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