Was das iPad Pro M4 wirklich besser machen würde

Apple hat mit dem iPad Pro mit M4-Prozessor wieder Apple-Sachen gemacht: Schneller, dünner – und voll ausgebremst von iPadOS. Dabei ginge es besser.

Mit dem iPad Pro M4 hat Apple wieder einmal gezeigt, was Apple am besten kann: Tolle Hardware zusammenschrauben. Sicher wird das Gerät ein Erfolg. Einzig: Es ist und bleibt ein iPad – und die tolle Technik wird wie eh und je vom Betriebssystem iPadOS gebremst. Es ist ein bisschen, als würde man einen Porsche kaufen, der auf 50 km/h abgeregelt ist. Dabei gäbe es beim iPad wirklich wichtigere Dinge, als noch einen dolleren Prozessor.

Ich will an dieser Stelle nicht wieder über iPadOS schimpfen: Das iPad-System ist OK, wenn man keine hohen Ansprüche an die Flexibilität hat. Man kann hier schreiben, Tabellen verarbeiten, Präsentationen erstellen, man kann rechnen oder neuerdings das Wetter abrufen. Spiele gehen auch und im Grunde wäre alles toll, wenn dieses blöde Betriebssystem nicht so verdongelt wäre: Es gibt schlicht Anwendungen, die gehen nicht. Für die braucht man dann einen richtigen PC oder Mac.

Langsam wird es albern

Es ist inzwischen ein albern, denn iPadOS geht mit Version 18 im Sommer in die 14. Runde (das erste iPad 2010 kam mit iOS 4), und höchstwahrscheinlich wird Apple das iPad-Betriebssystem zwar mit diversen KI-Features aufwerten. Doch ebenso wahrscheinlich ist, dass iPadOS iPadOS bleiben wird. Auch wenn die EU Apple beim iPad jüngst ebenso zur Öffnung verdonnert hat wie beim iPhone. Theoretisch wird es also zumindest softwareseitig demnächst etwas besser.

Aber ich wollte ja nicht wieder über das Betriebssystem schimpfen. Dennoch stellt sich mir doch die Frage, warum jetzt der neue M4-Prozessor ausgerechnet zuerst im iPad landet – wo er doch am allerwenigsten Wirkung zeigen wird (siehe oben). Schön ist das neue Tandem-OLED. Ebenso löblich: Das iPad Pro ist dünner und in der jetzt 13-Zoll-Variante endlich auch leichter geworden: Satte 100 Gramm speckte Apple ab, die geringere Dicke ist da sicherlich zu vernachlässigen.

Wieder nur 10 Stunden Akkulaufzeit

Allerdings bleibt die Akkulaufzeit gleich – und beträgt wie seit eh und je 10 Stunden. Und das finde ich ehrlich gesagt etwas schwach. Schon jetzt ist es so, dass, wenn man von den Specs absieht, das iPad technisch zwar eine Spitzenposition einnimmt, in der Usability aber gegen jedes noch so alte Macbook verliert.

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Das ist auch beim neuen M4-Modell nicht anders, weshalb mein eingehendes Geschimpfe über das iPadOS-Betriebssystem auch wieder Sinn ergibt: Wohin mit all der Leistung, wenn bestenfalls Pro-Apps wie Final Cut Pro – das auf jedem Mac effizienter funktioniert, eben wegen der Beschränkungen des iPadOS-Systems – diese Leistung nutzen? Fast scheint es, als wäre das ganze ursprünglich vom iPhone übernommene App-System nicht mehr zeitgemäß für die Geräteklasse.

Wofür diese Leistung?

Zumal auch andere Anwendungen, etwa Spiele, bis auf wenige Ausnahmen einfach nicht diese Leistung brauchen: Angry Birds haben im eigentlich schönen, aber von der Apple-Community eher gemischt aufgenommenen iPad-Pro-M4-Spot einen kleinen Cameo-Auftritt und das ist es halt: Das lief auch schon auf meinem iPad 1 völlig ausreichend. Und die meisten Premium-Titel, die die Leistung abrufen könnten, sind eben nach wie vor nicht für das iPad verfügbar. Und selbst die, die es gibt, funktionieren eben auch auf dem M1-iPad-Air von vor zwei Jahren wunderbar.

Statt ein Gerät wie das iPad Pro also ständig mit neuer Hardware auszustatten und noch dünner zu machen, wäre es schön gewesen, wenn Apple sich wichtigeren Dingen gewidmet hätte. OLED ist jetzt nicht signifikant besser als Mini-LED, 5,1 statt 6,3 Milimeter sind egal, genau wie der schnellere Prozessor.

Was nicht egal gewesen wäre, wäre zum Beispiel die Akkulaufzeit: Hätte Apple die alte Dicke samt Gewicht beibehalten, wären mit der gesteigerten Effizienz des M4-Prozessors sicher 15 Stunden oder sogar 20 wie beim Macbook drin gewesen – bei einem Tablet wie dem iPad nicht ganz unwichtig.

Was sagt uns das im Hinblick auf Apples kommende KI?

Sinnvoll wäre auch gewesen, statt eines weiteren Laptop-Prozessors lieber einen M4 „Mobile“ zu entwickeln, der sich eben nach diesen Bedürfnissen richtet, vielleicht etwas weniger leistet, dafür aber noch sparsamer mit dem Akku umgeht.

Aber gut, vielleicht ist das auch alles richtig so. Vielleicht wird iPadOS 18 samt MacOS 15 so vollgepfropft mit lokale berechneten KI-Funktionen, dass ein derart starker Prozessor nötig ist. Dann sind aber die Speicherdaten zu läppisch: Das iPad Pro bekommt erst mit dem Terabyte SSD-Speicher die volle Prozessorkern-Zahl samt 16 Gigabyte RAM, darunter müssen User mit 8 Gigabyte zurecht kommen. Abgesehen davon hieße das auch, dass das gesamte Mac-Lineup demnächst gnadenlos veraltet ist, selbst gerade erschienene Geräte wie das Macbook Air 2024 mit M3-Prozessor.

Ich würde erstmal die Finger davon lassen

Am Ende des Tages ist das iPad Pro 2024 ein seltsames Gerät: Nicht Fisch, nicht Fleisch, nach wie vor behindert von iPadOS und für den Otto-Normalnutzer dieser Geräteklasse viel zu teuer. Es ist also, wie eingangs beschrieben, ein Porsche mit 50 km/h-Drosselung: Schick, teuer – aber irgendwie unnütz und problemlos durch deutlich günstigeres Gerät ersetzbar. Vor dem Erscheinen von iPadOS 18 würde ich – das im Übrigen doch sehr ambitioniert eingepreiste – Prestigeobjekt sicher nicht kaufen.

Übrigens: Dieser Beitrag wurde ausnahmsweise am iPad Pro 2021 mit M1-Prozessor geschrieben – und das fühlt sich nicht im geringsten zu langsam an.

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Christian Rentrop

Diplom-Journalist, Baujahr 1979. Erste Gehversuche 1986 am Schneider CPC. 1997 ging es online. Seither als Schreiberling in Totholzwäldern und auf digitalen Highways unterwegs. Öfter auch auf der Vespa oder mit dem Wohnwagen unterwegs. Seit 2020 Tochtervater, dementsprechend immer sehr froh über eine kleine Kaffeespende.

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