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(Altes) Smartphone als WLAN-Kamera nutzen

Ausgediente Handys eignen sich perfekt als WLAN-Kameras - mit Zoom, Aufnahme, Beleuchtung, Lautsprecher, Mikrofon ...

Mit dem wunderbaren Open-Source-Tool scrcpy (Screen Copy) lassen sich Android-Geräte auf dem Desktop anzeigen und steuern. Wie genau, haben wir neulich schon gezeigt. Und natürlich betrifft das auch die Kamera: Entweder auf dem Android-Screen oder als Direktausgabe in einem Desktop-Fenster. Was will man von einer Überwachungskamera mehr?

Android als Überwachungskamera

Die Vorteile liegen eigentlich auf der Hand: Das Viele-Hundert-Euro-Smartphone kann einfach viel mehr als eine Ein-Paar-Dutzend-Euro-WLAN-Kamera. Überwachungskameras mögen einfacher sein, besseren (optischen) Zoom haben und zuverlässiger laufen. Aber Smartphones sind vielseitig, jeder kann sie bedienen, sie sind gleichzeitig Gegensprechanlage, haben eine meist recht leistungsstarke Beleuchtung, können Warntöne abspielen und so weiter.

Vor allem aber gibt es ja Apps! Spielt eine App für Bewegungsmeldungen auf und schon wird aus der WLAN- tatsächlich eine waschechte Überwachungskamera. Und nur damit das klar ist: Das ist soweit natürlich auch ganz ohne Desktop und scrcpy eine wunderbare Verwendungsmöglichkeit für alte Smartphones! Für ein echtes Standalone-Überwachungssystem fehlen eigentlich nur ein paar Apps, für die Überwachung, Backups, Fernzugriff. Apropos ...

Per Scrcpy auf den Desktop

Mit scrcpy landen Bild und Bedienung dann bequem auf dem Desktop - zackfertig, Fernzugriff. Und Webcam-Bild. Vögel im Garten beobachten, die Einfahrt im Blick behalten oder das Baby, alles nur ein paar Schritte entfernt:

Richtet zunächst die WLAN-Verbindung mit Scrcpy ein - um jetzt nicht den halben Artikel zu wiederholen, schaut in unseren Scrcpy-Artikel von vor ein paar Tagen.

Sobald die Verbindung steht, fehlen aber noch ein paar Anforderungen für den WLAN-Kamera-Betrieb: Das Smartphone sollte nicht in den Standby wechseln und der Screen sollte ausgeschaltet werden, um Strom zu sparen. Der Befehlt sieht dann zum Beispiel so aus:

./scrcpy.exe --tcpip --turn-screen-off --stay-awake

Sinnvoll könnte sein, das Gerät auszuschalten, wenn Scrcpy geschlossen wird und auch die adb-Verbindung zu kappen:

./scrcpy.exe --tcpip --turn-screen-off --stay-awake --power-off-on-close --kill-adb-on-close

Falls es Euch nur um das Kamerabild geht, hier die wichtigsten Optionen dazu:

Kamera-IDs auflisten:      --list-cameras
Kamera nach ID wählen:     --camera-id=id   
Display-Orientierung:      --display-orientation=90
Kamera für Ausgabe nutzen: --video-source=camera

So oder so, eine Option könnte fast immer nützlich sein - die Aufnahme:

--record=meineaufnahme.mp4

Die Hilfe liefert viele viele weitere Optionen und Tastenkürzel, aber für den Anfang ist das soweit ein guter Start.

scrcpy in aktion.
Per Scrcpy bekommt Ihr das Display oder das Videobild separat auf den Desktop

Das alles funktioniert im Grunde ziemlich tadellos, vorerst. Es gibt ein paar Abers: Aber es läuft eben nur so lange, wie auch Windows läuft - anschließend muss alles neu gestartet werden, gegebenenfalls auch das Smartphone selbst! Aber Android-Smartphones neigen dazu, in ungünstigen Momenten mit Updates oder solchem Kram um die Ecke zu kommen.

Soll heißen: Als WLAN-Kamera ist die Kombination von Smartphone und Scrcpy großartig - unter Linux sogar noch großartiger, weil sich Scrcpy dort tatsächlich als Webcam ins System integriert. Als Überwachungskamera funktioniert es mit entsprechenden Einstellungen und zusätzlichen Apps einwandfrei, aber es ist natürlich weit weit weeeeiiiit entfernt von der Zuverlässigkeit, die von ernsthaften Überwachungskameras zu erwarten ist! Aber um die Nachbarskinder beim Äpfelklauen zu erwischen sollte es reichen ...

Und falls das jetzt jemandem zu banal oder zu nüchtern oder gar zu nützlich ist: Der Artikel ist eigentlich nur (naja ...) entstanden, um einen viel weniger nützlichen, viel nerdigeren Beitrag zu legitimieren ;) Aber er ist wirklich unnütz, nicht meckern, wenn er's ist.

Oder halt sowas, für völlige Bastelverweigerer:

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

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