
Mir ist ja bekanntlich mein gutes, altes RCD330 im Caddy abgeraucht. Wobei "abgeraucht" es nicht trifft: Der USB-Port ist kaputt gegangen, vermutlich, weil das Lightning-Kabel Kontakt mit dem Zigarettenanzünder hatte. Das Problem: Obwohl grundsätzlich brauchbar, gefällt mir das als Ersatz gekaufte China-Radio von Eonon nicht all zu gut: Das Android-Basissystem nervt! Ich habe mich jetzt entschieden, selbst den Lötkolben zu schwingen und die defekte USB-Buchse auszutauschen. Dazu muss ich aber zunächst das alte Autoradio ohne Einbau testen können. Hier zeige ich Euch, wie es geht.
Autoradio ohne Einbau testen: Das braucht Ihr
Um ein Autoradio ohne Auto einsetzen zu können, braucht Ihr zunächst natürlich das Autoradio. Außerdem braucht Ihr irgendeine Art von Netzteil. Da ich ohnehin ein kleines Labornetzteil für Bastelarbeiten anschaffen wollte, habe ich beim Primeday zugeschlagen und zum Hanmatek HM305M* für (im Angebot) 40 Euro gegriffen: Das ist eines der wenigen günstigen Labornetzteile bei Amazon, die schon in der Produktbeschreibung darauf hinweisen, dass sie europäische Sicherheitsstandards erfüllen. Eine Sache, die mir bei Strom-Kram nicht gaaaanz unwichtig ist.
Ich bin kein Elektroniker, das Netzteil macht aber einen guten Eindruck: Solide gebaut, ordentliche Schalter und Drehregler – ideal. Wichtig für den Testbetrieb des Autoradios ist, dass das Netzteil 12 Volt Spannung besitzt: 12 Volt entsprechen dem Bordnetz bei aktuellen Autos. Achtung: Wenn Ihr sehr alte Autoradios (etwa für Oldtimer vor ca. 1970) testen wollt, sind gegebenenfalls nur 6 Volt notwendig.

Wer zusätzlich Lautsprecher testen will, sollte zudem darauf achten, dass 10 Ampere mit dem Netzteil möglich sind: Auto-Lautsprecher werden über das Head-Unit mit Strom versorgt und sind dementsprechend hungrig. Das Hanmatek-Netzteil kann "nur" 5 Ampere – für den Testbetrieb eines Autoradios einem Paar einfacher Lautsprecher ohne Auto und Lautsprecher reicht das aber völlig aus.
Übrigens: Es funktionieren wohl auch PC-Netzteile, wie alle anderen Netzteile, die die nötigen Spannungs- und Stromstärke-Werte liefern können. Gegebenenfalls sind bei PC-Netzteilen aber Umbaumaßnahmen notwendig. Wichtig ist, dass es 12 Volt Gleichstrom liefert.
Autoradio mit Netzteil verbinden: Wo ist die Stromversorgung?
Um das alte RCD330 zuhause in Betrieb zu nehmen, muss ich natürlich auch herausfinden, an welchen Pins der Strom angeschlossen werden muss. Zumindest bei Ford und VW hilft das Belegungsschema des Quadlock-Steckers: Es sind die Pins 9 und 10, die beim CAN-Bus für die Spannungsversorgung eines Radios mit entsprechendem Stecker verantwortlich sind.

Praktischerweise besitzt mein VW RCD330 auf dem Gehäuse ein Belegungsschema, in dem "CAN Plus" (also Plus) und "CAN GND" (also Minus/Ground) eingetragen sind. Bei anderen Radios müsst Ihr Euch an den Hersteller oder das Handbuch wenden: Normalerweise sollten aber auch hier zwei Pins die Spannungsversorgung reichen, um es außerhalb des Autos in Betrieb zu nehmen.

Die Bezeichnungen für die Stromversorgung eines Autoradios sind von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Hier ist besondere Vorsicht angebracht: Nicht, dass Ihr Euer Radio oder einen wichtigen Anschluss-Pin aus Versehen röstet, denn 12 Volt – noch dazu mit bis zu 10 Ampere – sind schon recht ordentlich und können Platinen ohne weiteres zerschießen. Im besten Fall fliegt bei Falschverbindung aber nur eine Sicherung am Radio oder Netzteil raus – oder es passiert gar nichts, weil zwischen den Pins kein Strom fließen kann.

Autoradio am Netzteil anschließen: Es werde Licht
Aber genug der kruden Theorie: Ich habe zunächst das Netzteil entsprechend auf 12V und 5A eingestellt. Das Hanmatek HM305M* hat dafür nicht nur einen praktischen Ein-Ausschalter sondern auch einen "Freigabeknopf": Erst wenn der gedrückt wird, fließt tatsächlich Strom. Ich habe also den Plus- und Minuspol des Netzteils mit den (hoffentlich richtigen) Pins des Radios verbunden und den Freigabeknopf gedrückt und voilá: Das RCD330 läuft – auf meinem Schreibtisch! Ich kann es also jetzt problemlos testen und nach dem Löten die USB-Buchse auf Funktion überprüfen, ohne das Radio einzubauen.

Tipp: Autoradio in der Wohnung betreiben
Dabei kam mir eine Idee: Was, wenn man sich aus einem alten CarPlay-Radio, zwei Lautsprechern und ein wenig Sperrholz eine portable Stereoanlage mit CarPlay basteln würde? Nicht, dass ich das vor habe, aber die Idee an sich wäre nicht schlecht. Statt oller Bluetooth-Boxen könnte man die Krachbomben nehmen, die typischerweise in modernen Autos verbaut sind.
Das CarPlay-Display würde eine ausgesprochen elegante Bedienung einer solchen Boombox Marke Eigenbau ermöglichen. Das ganze könnte natürlich mit einer Autobatterie betrieben werden, was ich recht hübsch fände, aber wer will, kann das Teil auch einfach an den Strom hängen. Komischerweise gibt es im Markt noch keine derartigen Geräte, dabei fände ich persönlich eine Stereoanlage mit CarPlay-Interface ausgesprochen sexy.
Falls jemand mehr über Labornetzteile wissen will: https://voltamperewatt.de/labornetzteile-2/