HardwareTestlabor

Test: Razer Keycap Upgrade Set – auch für Standard-Tastaturen

Wow, 2020 und es gibt noch Ersatzteile für Dinge - ach Ersatz, UPGRADES!

Manche Tasten werden deutlich mehr beansprucht als andere, verlieren die Beschriftung, die Farbe und oft auch jedes bischen Grip. Und in meinem Fall ist sogar ein daumengroßes Stück aus der Leertaste gebrochen, genau da, wo bei Blindtippern eben der Daumen liegt. Bei Standardtastaturen ist das eigentlich kein Problem: Ein 5-Euro-China-Sack voller Keycaps, um die es ja eigentlich geht, und schon läuft die 30-Euro-Tastatur wieder. Aber bei einer 180-Euro-Tastatur im Razer-Format geht das nicht. Jetzt endlich sind aber nicht Ersatz-, sondern Upgrade-Tasten von Razer verfügbar, die aus besserem Material bestehen sollen und zudem auch auf sonstige Tastaturen mit Cherry-, Kailh- oder sonstigen Switches mit der typischen Kreuzhalterung. Und ja, genau das ist auch ein Problem.

Yeah, Upgrades

Nein, mit Neos drogenhafter Matrix-Aufmotzaktion haben die Dinger wenig zu tun, so viel vorweg. Hier zunächst, was Ihr bekommt:

  • 120 Tasten
  • Zwei Tütchen mit Stabilisatoren
  • Tastenabzieher
  • „Überlegenes PBT-Material“
foto von razer keycaps
Nun guckt die Tastatur zufrieden, ein wenig.

Razer verkauft das Ganze wie gesagt nicht als Ersatzteile, sondern als Upgrade – wohl wegen des Materials. Die Amazon-Verkaufsseite wirbt mit: … robustes, texturiertes Finish, das sich niemals abnutzt. Sportliche Ansage, muss die Zeit zeigen. Die Tasten meiner vier Jahre alten Razer BlackWidow X Chroma sind jedenfalls längst völlig abgeschliffen und glatt.

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Die Keycaps passen auf alle Switches mit der Standard-Kreuzchen-Aufnahme:

razer keycap
Wenn hier von Tasten die Rede ist, sind freilich nur die Keycaps/Tastenkappen gemeint.

Die 120 Tasten passen auf Standard- und Razer-Tastaturen und kosten derzeit bei Amazon in Grün rund 42 Euro und in Weiß, Rosa oder Schwarz je 34 Euro. Das ist aber ein Amazon-Ding, denn bei Razer selbst kosten sie alle 34,99 Euro.

Der Preis

Bleiben wir kurz beim Preis: 34 Euro sind schon einigermaßen sportlich (zunächst!) – aber zumindest für Razer-Kunden gibt es auch kaum eine Alternative, wenn überhaupt. Ich habe in der Vergangenheit zwei Keycap-Sets gekauft, die angeblich auch für die BlackWidow funktionieren – tun die meisten auch, aber eben nicht die Leertaste! Die ist bei Razer nämlich etwas schmaler. Nur ein wenig, aber genug, um keine Standardersatzteile nutzen zu können.

foto von razer keycaps
Razer- vs. Standard-Breite – nicht viel, aber essenziell.

Nun gibt es die Dinger leider nur als Set. Insofern mag es als „Upgrade“ okay sein, aber nicht als Ersatzteil – ich zumindest hätte lieber nur Leer-, F- und J-Taste gekauft. Aber selbst wenn Ihr alles tauschen wollt, kauft Ihr mehr als Ihr wollt. Es liegen eben weitere Tasten bei, zum Beispiel die Leertaste in Standardbreite und die breitere linke Shift-Taste, wie man sie von Apple-Tastaturen (ANSI) kennt.

Die mit Abstand meisten Käufer werden also zumindest ein paar Teile kaufen, die danach direkt im Müll landen. Oder Ihr stellt sie für 1 Euro pro Stück auf ebay ein – 120 Euro aus 34 Euro, guter Schnitt ;)

Die Tasten

Die Größe entspricht tatsächlich genau den Original-BlackWidow-Tasten. Warum diese Selbstverständlichkeit erwähnenswert ist? Nun, die Aufnahme für die Plastikkreuzchen der Switches scheint minimal flacher, so dass die Tasten auf der Tastatur dann eben doch minimal höher sind. Tauscht man alle Tasten aus kein Problem – also wieder: Als Upgrade okay, als Ersatzteil zu dem Preis nicht optimal.

foto von razer keycaps
Als Ersatzteile sind die Tasten mit Vorsicht zu genießen.

Erfreulicherweise liegen aber auch die Stabilisatoren bei, was meiner Erfahrung nach zwar nur für die Leertaste relevant ist, da aber um so mehr. Meine Leertaste funktioniert wieder wie neu, das ist viel wert. Kein Upgrade, aber ein wenig wie refurbished.

foto von razer keycaps
Super: Zwei Tüten voller Stabis.

Ebenfalls erfreulich: Die Haptik ist tatsächlich besser als bei den Originalen und auch die Markierungen auf F- und J-Taste sind ein wenig deutlicher – durchaus ein kleines Upgrade.

Bei der Beleuchtung sieht es etwas mauer aus: Im Gegensatz zu den Originalen sind die Upgrade-Tasten ein wenig dunkler und die Beschriftung wirkt ein wenig unscharf. Und zumindest für die rosa Tasten gilt auch, dass die Beleuchtung etwas durchscheint, das Innere vom Switch scheint durch. Persönlich ist es mir egal, aber wer viel Geld für ein komplettes Razer-RGB-Setup auf einem perfekt durchgestylten, RGB-beleuchteten Arbeitsplatz ausgegeben hat, wird das wohl eher als Downgrade empfinden.

foto von razer keycaps
Geschmackssache: Farblich bedingt leuchten die Tasten komplett.

Aber das wohl größte Problem: Das set deckt zwar ISO- und ANSI-Layout ab; ISO hat eine Enter-Taste über zwei Zeilen, eine linke Shift-Taste, die nur halb so groß ist wie die Rechte, und daneben noch eine Extrataste. Aber es fehlt das deutsche Layout, nur die EN- und US-Tasten liegen bei. Für mich persönlich ist das egal, ich tippe blind. Aber beispielsweise liegt neben der linken, halbbreiten Shift-Taste im Deutschen die <|>-Taste – hier gibt es schlicht überhaupt keinen sinnvoll beschrifteten Ersatz. Und auch die Umlauttasten ließen sich nicht einfach durch die A-, O- und U-Tasten ersetzen, da alle Tasten unterschiedlich geformt sind und sich entsprechend nicht einfach umplatzieren lassen. Oder anders ausgedrückt: Wie schreibt Ihr eine öffnende eckige Klammer? Ihr müsst überlegen? Dann kauft die Dinger um Himmels Willen nicht … (Spoiler: ALTGR+8)

foto von razer keycaps
Unterschiedliche Enter-Tasten.

Aber um es ganz klar zu sagen: Das ist absolut keine Kritik an Razer, schließlich steht in der Produktbeschreibung an mehreren Stellen klar und deutlich – auf Deutsch -, dass es sich um US- und EN-Tasten handelt. Wenn Ihr blind tippt ist es eh egal und wenn Ihr die Tasten eher als Ersatzteile benötigt, dürfte es auch okay sein. Die Tasten, die als erste ausgetauscht werden müssen, dürften Euch schließlich durch die Dauernutzung vertraut sein.

Die Verarbeitungsqualität ist in meiner Charge ziemlich gut. Natürlich sieht man hier und da kleinere unsaubere Abbrüche vom Spritzguss, aber keinerlei Überstände, verstopfte Aufnahmen oder sonstige Fehler.

foto von razer keycaps
Ordentlich verarbeitet, aber die Aufnahmen sind nicht ganz original.

Fazit

Tja, letztlich ist es halt doch nur ein Haufen Plastikkappen – aber bei 34 bis 41 Euro, kann man schon mal ein paar Zeilen dazu schreiben. Als Upgrade kann ich es wirklich nur sehr bedingt empfehlen, so lange Ihr auf die Beschriftung angewiesen seid. Und auch sonst: Ja, die Tasten fühlen sich etwas besser an als die originalen, aber selbst bei den massiv glatt geschliffenen Tasten ist der Unterschied nicht wirklich weltbewegend. Als Ersatzteil, besser gesagt Ersatzteillager, kann ich es auch nur bedingt empfehlen: Sie fügen sich nicht hundertprozentig eben in die sonstigen Tasten ein und Ihr habt tendenziell über 100 Tasten, die Ihr gar nicht braucht. Als Spielerei für eine buntere Tastatur ist es zwar kein Schnäppchen, aber völlig okay. Und natürlich: Alle Aussagen gelten natürlich nur für die Razer BlackWidow X Chroma – in andere Razer-Tastaturen mögen sich die Keycaps besser oder schlechter einfügen.

Bessere Haptik, schlechtere Beschriftung scheint übrigens tatsächlich materialtypisch zu sein – das hier verwendete PBT im Vergleich mit dem billigeren ABS seht Ihr hier im Video, wenn auch auf Englisch:

Und nun die Crux, sogar gleich zwei davon: Ihr könnt auch billige 15-Euro-Keycap-Sets kaufen und nutzen – sofern nicht die Leertaste betroffen ist. Zumindest die meisten Tasten passen. Aber wenn eben dies der Fall ist: Es gibt auch Angebote für Razer-kompatible (Leer-)Tasten, sogar spezifisch für die einzelnen Modelle – doch da ich da zwei mal mit auf den Hosenboden gefallen bin, schien mir dieses Original-Set-Angebot ziemlich solitär. Damals gab es das leider noch nicht, die Keycaps sind erst seit letztem November bei Amazon gelistet.

Für mich sind hat es sich trotz allem gelohnt: Die Tasten passen für die doch ziemlich exponierten Leer-, F- und J-Taste völlig ausreichend, die Tastatur ist ein wenig bunter geworden und vor allem hatte ich schon eine Logitech G512 im Einkaufswagen. Die hätte mir zwar die elende Razer-Treiberorgie erspart, Logitech-Treiber läuft eh wegen der G502-Maus, mich aber auch stand heute 91 Euro mehr gekostet.

Aber man könnte es auch böse ausdrücken: Ich war regelrecht gezwungen, eine 35-Euro-Leertaste zu kaufen, um eine 180-Euro-Tastatur nicht entsorgen zu müssen … Doch hey, bei ebay gibt’s ja kleine Sets für die BlackWidow, 8 PBT-Tasten für 17,57 Euro inklusive Leertaste – ein Schnäppchen straight from China! Wobei, … mathe mathe mathe …, genau, mit 120 Tasten käme man dabei auf 263,55 Euro. Ich nehm’s zurück, das Razer-Set ist billig ;) Aber tatsächlich, auch wenn man sich ähnliche Produkte bei Amazon anschaut, kommt Razer preislich recht gut weg. Aber eben nur beim Preis pro Taste!

foto von razer keycaps
HIer kann man die raue Oberfläche erahnen.

Eine völlig andere Tastaturwelt findet man heute oft bei den kleineren Keyboard-Schmieden: Switches und Kappen nach Wahl, separat, nachträglich, tolles Design – zum Beispiel dieses hübsche Teil.

Wir haben übrigens mittlerweile eine ganze Reihe von Artikeln rund um Tastaturen.

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Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

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