Jetzt kann jeder einen Hit produzieren – dank KI
Einen eigenen Hit mit drei Handgriffen produzieren? Mit Suno ist das kein Problem. Ihr könnt täglich 10 Songs gratis produzieren – und das macht Spaß!
Ja, es kommen harte Zeiten auf Kreative zu. Nachdem Zeichner, Maler und Schreiber gerade von der KI wegrationalisiert werden, ist die menschengemachte Musikbranche der nächste Kandidat auf dem Weg zum Dampfbootkapitän: Ja, es gibt jetzt Musik-KIs, und die sind ausgesprochen gruselig gut. Damit kann jetzt jeder mit drei Handgriffen einen Song erstellen – der auch noch gut klingt.
Es gibt diverse Musik-KIs, doch die wohl spektakulärste derzeit ist Suno: Suno erlaubt selbst musikalischen Vollpfosten wie mir, Songs zu erstellen, die mindestens so gut klingen wie der durchschnittliche Sommerhit der letzten 20 Jahre. Glaubt Ihr nicht? Hier die letzten beiden Absätze als Eurodance-Stück. Und hier die zweite Version. Die Neunziger sind wieder da, oder wie war das?
Nicht ganz, der Song hat Ohrwurmcharakter, klingt moderner – aber das macht den "Song" nicht minder fetzig. Und das, obwohl ich einfach den "Text" hier einfach frei nach Schnauze verfasst und hineinkopiert habe.
Gratis Musik machen mit Suno: So geht's
Ja. Und wie geht das? Ganz einfach: Ruft die Suno-Website auf, loggt Euch mit Google, Microsoft oder Discord ein, und schon seid Ihr Musikproduzenten. Ihr habt jeden Tag zehn "Schuss" im Gratis-Tarif. Klickt links im Menü auf "Create" und beschreibt im Textfeld, was für einen Song Ihr haben möchtet.
Beschreibt einfach in ein, zwei Sätzen, was für eine Musikrichtung Ihr haben wollt und was das Thema des Songs sein soll. Wenn kein Text gesungen werden soll, schaltet noch "Instrumental" an. Mit Klick auf den Schalter "Create" erstellt Euch Suno zwei Vorschläge, schreibt einen Text und gleich auch noch das passende Cover. Das war's: Ihr habt Euren Hit erstellt.
Eigene Texte mit Suno verwenden
Gut, natürlich ist das Ergebnis sehr zufällig: Wenn Ihr mehr Kontrolle wollt, müsst Ihr Create-Bereich den "Custom Mode" aktivieren: Hier könnt Ihr den von der KI erstellten Text ändern oder Euren eigenen hineinkopieren. Unten bei "Style of Music" könnt Ihr dann noch die Musikrichtung festlegen.
Schreibt Ihr Gedichte? Probiert sie aus! Aber die KI schafft auch jede andere Textgattung, sofern sie nicht mehr als 3000 Zeichen hat – immerhin eine bis anderthalb Word-Seiten.
Suno: Musik wie aus der Retorte
Die von Suno generierten Songs klingen mal besser, mal schlechter, es gibt deutlich hörbare Artefakte. Die neue Version 3.5 ist dabei aber schon deutlich besser als die noch vor wenigen Tagen aktuelle Version 3. Und sind wir ehrlich: Die Chartmusik der letzten Jahre ist überproduziert und klingt ohnehin seit Jahren künstlich – ein wenig KI-Sound fällt da nicht auf. Tatsächlich ist es nur die Ausprache mancher Wörter, mit der Suno Schwierigkeiten hat, so wir aus "KI" "Kie", doch auch das ist nur eine Frage der richtigen Interpunktion.
Schwerer wiegt, dass sich Suno wie alle KIs ein wenig mit der Logik schwertut: Genau wie alle KI-Systeme der letzten Jahre ist die KI nicht wirklich intelligent, sondern einfach ein sehr guter Statistiker. Das sorgt aufgrund der Masse von Musik im Netz für hinreichend gute musikalische Ergebnisse. Der KI-Text ist allerdings oft eher befremdlich. Aber auch das kennt man von menschlichen Musikern. Hier und da generiert Suno auch Käse, einfach Rauschen oder andere Fehler, doch das ist sehr selten.
Musiker: Und jetzt?
Dennoch: Suno macht Spaß! Und zumindest für Billo-Sommerhitsm, Hintergrund-Soundtracks in Unternehmensvideos und Geburtstagsständchen ist Suno bereits jetzt bestens gerüstet, menschliche Arbeit in der Musikbranche wegzurationalisieren. Beunruhigend ist, dass es das MySpace der KI-Musikentwicklung darstellt: Es ist eine sehr frühe, sehr rohe Software, die in den kommenden Jahren sicherlich noch deutlich verbessert wird. Wie gesagt ist bereits der Sprung von Version 3 auf 3.5 in Sachen Qualität und Komplexität deutlich erkennbar.
Was also tun, Musiker? Wir haben tatsächlich keine Ahnung, denn als Schreiberlinge stehen wir Blogger und Journalisten natürlich vor einem ähnlichen Problem. Sicher ist: Die KI – egal ob Schrift, Bild oder Musik – lebt aufgrund ihrer Datenbestände immer in der Vergangenheit. Wirklich Neues kann sie also (noch?) nicht schaffen. Dementsprechend bleibt nur die Schaffung neuer, originärer Inhalte – und die Hoffnung, dass wir Menschen nicht irgendwann versklavt werden.
Wie seht Ihr das Thema KI-Musik? Chance oder Katastrophe? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.
„loggt Euch mit Google, Microsoft oder Discord ein“
Ich liebe Dienste, die sich nicht mit einer gottverdammten E-Mail-Adresse zufriedengeben.
Ja, das ist nervig. Aber leider inzwischen eher die Ausnahme als die Regel…