Hardware-Hut: innocn 40C1R – breiter Monitor, breites Grinsen?
Zocken und arbeiten auf einem 40-Zoll-Monitor im 21:9-Format macht mehr Spaß, als gedacht!
Heute im Hardware-Hut: Der innocn 40C1R. Ein breiter Monitor. So richtig breit. Gut 40 Zoll im 21:9-Format, dazu Gaming-tauglich dank 144 Hertz, G-Sync, FreeSync und UW-QHD-Auflösung. Was sich nach einem ziemlichen Klopper anhört, entpuppt sich in der Praxis als erstaunlich ausgereiftes Allround-Paket zu einem zumindest im Angebot fairen Preis. Was der Breitbild-Monitor taugt und ob sich der Kauf lohnt, erfahrt Ihr hier.
Hand aufs Herz: Habt Ihr schon mal von innocn gehört? Ich auch nicht - oder zumindest nicht bewusst. Umso überraschter war ich, als mir die chinesische Firma für einen Test auf Tutonaut.de einen Monitor anbot, der sich auf dem Papier (… und der Beschreibung auf Amazon) hochinteressant anhörte: Der innocn 40C1R könnte nicht nur durch seine Maße, sondern auch durch die Ausstattung ein Alleskönner sein.
innocn 40C1R: 21:9-Monitor mit Gaming-Fokus und Office-Tauglichkeit
Der 40C1R ist in erster Linie ein Gaming-Monitor, der das immer beliebtere 21:9-Breitbild-Format abdeckt. Sein IPS-Display mit der Diagonalen von 40 Zoll (ca. 1 m) bietet eine Auflösung von 3.440 x 1.440 Pixeln, gemeinhin als UW-QHD bekannt. Die Pixeldichte ist mit 93 ppi zwar eher niedrig, in der Praxis sind Texte wie Fotos aber aus meinem Sitzabstand mehr als ausreichend scharf.
Preislich liegt der innocn-Monitor bei rund 600 Euro, im Angebot geht er teils unter 500 Euro weg. Das ist kein klassisches No-Brainer-Schnäppchen, für das Gebotene aber dann doch eine Ansage. Fairerweise sei gesagt, dass es mir an direkten Vergleichen mit anderen Monitoren in dieser Klasse fehlt. Bislang habe ich neben dem unerreichten 5K-Display am iMac Pro primär mit QHD-Monitoren auf 24 und 27 Zoll gearbeitet.
Nach ein paar Wochen im Einsatz will Euch hier meine Praxis-Eindrücke vom innocn 40C1R präsentieren. Wie immer gilt: Der Hardware-Hut ist weder Benchmark-Schlacht noch Messwerte-Orgie - das können andere Kolleginnen und Kollegen deutlich besser als wir. Hier geht es eher ungefiltert um die Praxis. Und so viel als Spoiler: hier hat der Monitor fast durchgehend überzeugt, auch wenn es hier und da Luft nach oben gibt.
Gutes Bild, gefällige Ergonomie
Trotz des Gaming-Fokus ist der innocn-Monitor erfreulich unauffällig designt. Kein RGB-Blingbling weit und breit, einfach nur eine schwarze Front, ein massiver Standfuß und sonst nichts. Die Ränder um das Display habe ich woanders schon dünner gesehen, gestört haben sie mich im Alltag aber nicht.
Natürlich benötigt ein so großer Bildschirm ordentlich Platz auf dem Schreibtisch, zumal er auch ordentlich Gewicht mit sich bringt (gut 16 kg inklusive Fuß). Es gibt auch eine VESA-Halterung, an meinem für maximal 30-Zoll-Monitore ausgelegten Monitorarm würde ich den innocn aber nicht aufhängen.
Der Monitorständer erlaubt es, die Höhe um __ cm anzupassen und den Monitor zu neigen. Auf einen Pivot-Modus, also die Hochkant-Bearbeitung, müsst Ihr völlig überraschend verzichten. Wer hätte das ahnen können...
Anschlüsse? Einmal DisplayPort, zweimal HDMI 2.0, einmal USB-C mit Video und 90-Watt-Power-Delivery. Die vollen 144 Hertz gibt es nur via DP, bei HDMI erreicht der innocn-Monitor mit seiner nativen Auflösung immerhin noch 100 Hertz, USB-C für Laptops und Tablets schafft hingegen nur etwas altbackene 60 Hertz. Schade: Einen USB-Hub gibt es ebenso wenig wie ein Kabelmanagement. Die Strippen baumeln hinter dem Monitor einfach herunter. Mich stört das nicht, vielen anderen könnte das aber anders gehen.
Unabhängig vom Anschluss: Das Bild des innocn 40C1R kann mich in der Praxis fast vollständig überzeugen. Die Helligkeit ist für die meisten Situationen völlig angemessen, die Ausleuchtung gleichmäßig, Pixelfehler konnte ich keine feststellen. Auch die Farbdarstellung ist sehr gut. Im Paket liegt ein Kalibrierungsbericht, der dem Monitor einen Delta-E-Wert von unter zwei bescheinigt.
Nein, ich habe nicht nachgemessen, dafür sind die Kollegen von Prad, Notebookcheck und Co. zuständig. Subjektiv ist das Bild des 40C1R sehr ansprechend. Bei der Bildbearbeitung mit Photomator und Pixelmator würde ich tendenziell immer noch eher auf den MacBook- oder iMac-Pro-Monitor wechseln, dennoch habe ich schon vor deutlich schlechteren Monitoren gesessen.
Breitbild-Gaming mit 144 Hertz: Macht Laune!
Doch erst einmal zur Kerndisziplin: Dem Gaming. An meinem stark in die Jahre gekommenen Zocker-Rechner klemmt bereits seit gut fünf Jahren ein 144-Hertz-Monitor samt G-Sync-Unterstützung. Beides Funktionen, die ich über die Jahre seeeeehr zu schätzen gelernt habe.
Zum Glück konnte ich die Gaming-Eigenschaften auf einem etwas aktuelleren Gerät testen, namentlich einem Lenovo-Legion-Laptop mit Core i5 12700k und Nvidia GeForce RTX 3070. Schon etwas deprimierend, diese Zeilen fast komplett über Hardware zu schreiben, die bald wieder weg ist *schnüff*
Per USB-C-auf-DisplayPort-Kabel angeschlossen, wurde der innocn-Monitor von Windows 11 direkt korrekt erkannt und auf 144 Hertz eingestellt. Auch die GeForce-Einstellungen konnte ich so lassen, wie sie waren. Die manuelle Konfiguration von G-Sync war also nicht nötig.
Vom Stadion bis nach Novigrad
Also die ersten Spiele angeschmissen: Zunächst den halbwegs modernen Boomer-Shooter Amid Evil, für den ich in letzter Zeit ein gewisses Faible entwickelte. Dessen Old-School-Grafik sieht auf 3.440 × 1.440 Bildpunkten erstaunlich großartig aus. Die zusätzliche Breite hilft, Gegner im Augenwinkel zu sehen. Dank der hohen Bildrate, die der Lenovo-Laptop zuverlässig liefert, gibt es keinerlei Schlieren, Ghosting oder sonstigen Spökes. Schön, schön.
Nächster Halt: FIFA 23. Spiele ich nicht besonders gerne, aber zu Demozwecken eignet sich ein solches Fußballspiel doch ganz hervorragend. Im Breitbild-Modus sehe ich deutlich mehr vom Platz und damit vom Spielgeschehen, was wirklich ein Vorteil ist.
Generell gibt es Meinungen darüber, dass 21:9-Monitore und die zugehörigen Breitbild-Auflösungen vorrangig in kompetitiven Games zu unfairen Vorteilen führen. Liegt auf der Hand, man sieht schließlich mehr. Mir als friedlichen Solisten ist das relativ Wumpe ^^
Auch The Witcher 3 habe ich für den Test noch einmal angeschmissen. Das sieht bekanntermaßen mit dem vor gar nicht allzu langer Zeit erschienenen Nextgen-Upgrade immer noch famos aus. Das gilt besonders für den Ultraweit-Modus: Auf dem innocn 40C1R kommen die Landschaften von Novigrad und Skellige exzellent zur Geltung, sodass sich gleich noch einmal in die Welt eintauchen wollte.
Leider unterstützen nach wie vor nicht alle modernen Spiele den Ultrawide-Modus. Ein aktuelles Negativbeispiel liefert das Fromsoft-Meisterwerk Elden Ring. In solchen Fällen sind die Ränder einfach schwarz, was sich in der Praxis nicht als allzu großes Hindernis herausstellt. Bei Bedarf gibt es zudem Mittel und Wege, den Breitbild-Modus auch in inkompatiblen Spielen zu forcieren.
Der innocn 40C1R als MacBook-Ergänzung
Beim Zocken kann der innocn-Monitor also im Großen und Ganzen überzeugen. Doch wie sieht es bei der drögeren Seite des Bildschirm-Alltags aus? Tatsächlich habe ich den 40C1R in den vergangenen Wochen primär als Office-Monitor verwendet. Dazu hing mein MacBook Pro über ein (netterweise direkt mitgeliefertes) USB-C-Kabel am 40C1R. Darüber wird das MacBook mit Strom versorgt und das Bild kommt auf den Monitor; praktischerweise auch im zugeklappten Zustand, sodass ich das MBP einfach auf dem Standfuß parke.
Das klappt in der Praxis ganz hervorragend. Die Skalierung von macOS auf das UW-QHD-Bild ist für mich völlig in Ordnung, das Bild ausgewogen, Schriften gut lesbar. Die zusätzliche Bildbreite ist für Vielfenster-Fans wie mich ein Segen und im Vergleich zu meinem sonst verwendeten Set-up mit zwei Monitoren deutlich komfortabler.
Softwareseitig muss man bei macOS für externe Monitore traditionell ein wenig nachhelfen. So regele ich über Monitor Control Helligkeit und Lautstärke des innocn 40C1R. Mit dem großartigen Magnet rüste ich das arg bescheidene Fenstermanagement von macOS auf und arrangiere Fenster ähnlich komfortabel wie unter Windows 11.
In dieser Kombination ist der innocn-Monitor tatsächlich eine fast perfekte Erweiterung zum MacBook Pro. Warum nur fast? Lest einfach weiter :-)
Schwächen im Detail
Der Monitor macht also Laune, ein paar Sachen habe ich aber dennoch auszusetzen. Abstriche gibt es auf einem recht hohen Niveau bei der Blickwinkelstabilität. Schaue ich gerade auf den Bildschirm, fallen weiße Flächen (wie etwa das Wordpress-Backend, in dem ich diese Zeilen tippen) in den Außenbereichen leicht ins flau-gräuliche ab. Das ist nicht dramatisch, kann aber vor allem bei geringeren Helligkeiten und je nach Eurer Empfindlichkeit stören. Beim Gaming fällt das weniger auf.
In der Praxis hätte ich mich nicht über eine Krümmung im Display beschwert. Bei der Diagonalen wäre eine leichte Biegung sicherlich von Vorteil. Fairerweise kenne ich auch Menschen, die mit Curved-Monitoren absolut nichts anfangen können.
Vor allem in Kombination mit dem MacBook hätte ich mir sehr gewünscht, dass der innocn 40C1R auch einen USB-Hub hätte. Ich verwende seit gut einem Jahr die Kombination aus Logitech MX Mechanical und MX Master 3S, die ich lieber per Bolt-USB-Empfänger anstelle von Bluetooth verbinde. Das Ding würde ich genauso gerne direkt an den Monitor klemmen wie die Time-Machine-Festplatte.
Ach, und wo wir gerade bei USB-C sind: So schön das automatische Aufladen und die Bildausgabe sind, so schade finde ich es, dass der Monitor hier den Cut bei der Bildrate von 60 Hertz macht. Klar, beim Tippen von Texten und Herumschubsen vom Fenstern ist nicht ganz so wild, wenn es ein wenig mehr zuckelt. Doch ich bin ein wenig verwöhnt vom MacBook Pro mit seinem 120-Hertz-Display - wer das mal in der Praxis gesehen hat, wird genau wissen, was ich meine. Vermutlich bedürfte es dafür aber einen Thunderbolt-Anschluss und damit auch wieder einer anderen Preisklasse.
Grundsätzlich könnte ich natürlich auch ein HDMI-Kabel verwenden, um zumindest auf 100 Hertz zu kommen (der Display-Port-Anschluss bleibt für das Gaming reserviert). Doch dann hätte ich eben wieder das Problem, dass ich die Stromversorgung extern regeln muss. Hach ja, immer diese Luxusprobleme...
innocn 40C1R: Fazit
Jetzt habe ich so viel zum innocn 40C1R erzählt und immer noch das Gefühl, nicht alles gesagt zu haben. Etwa über den Bild-im-Bild-Modus, der zwei Zuspieler nebeneinander oder auch ineinander verschachtelt anzeigt. Oder über die Bedienung per Tasten, die okay-ish ist, wobei mir ein Joystick deutlich lieber wäre. Oder auch über die Film-Wiedergabe, die natürlich Laune macht – wenn auch nicht mit den integrierten Lautsprechern, die deutlich zu dünn klingen.
Die wichtigste Frage kann ich jedoch beantworten: Würde ich mir den innocn 40C1R kaufen? Ganz ehrlich: Ja, würde ich. Das Ding ist tatsächlich ein Allrounder, der meine beiden Hauptansprüche – Gaming am PC, Arbeiten via MacBook – nahezu perfekt abdeckt.
Das 21:9-Format ist beim Gaming toll, aber eben auch im Büro-Einsaz. Ich habe den innocn-Monitor in der Wohnung in einem eher unruhigen Arbeitsumfeld getestet und war zufrieden. An meinem "eigentlichen" Arbeitsplatz hängt ein kleiner 24-Zoll-Monitor am nach wie vor famosen iMac Pro. Auf lange Sicht werde ich meinen Arbeitsplatz wohl konsolidieren. Hier kann ich mir dann vorstellen, dass eine Lösung wie die von innocn mein bisherigen Zwei-Monitor-Set-up ablöst, etwa mit einem Mac Mini und einem Spiele-PC.
Das 21:9-Format ist ein Sweetspot, von dem ich bislang nicht wusste, wie gut er mir gefällt. Der innocn 40C1R hat mir gezeigt, warum.
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