Linux-Quartett – Distri-Impressionen 20: Debian
Baujahr 1996 - ein echter Oldie. Lediglich Slackware ist in unserem Quartett-Spiel nochmal zwei Jahre älter. Aber Debian ist der Grundbaustein von Ubuntu und Dutzenden von Derivaten, unterstützt sage und schreibe 12 Prozessorarchitekturen und läuft nicht ohne Grund bei vielen vielen Entwicklern, Nerds und Linux-Kennern. Debian ist einfach gelebte Stabilität.
Über Linux-Distri-Impressionen
Ausführliche Infos: Quartett-Artikel und Distri-Impressionen-Übersicht. Hier nur ganz kurz zur Einordnung: Die Distri-Impressionen sind für das Quartett quasi "nebenher" entstanden und sind keine tiefschürfen oder technischen Analysen. Es geht hier um das, was mir bei Installation, Einrichtung und Herumspielerei mit Desktop, Einstellungen und Tools aufgefallen ist. Was mich langweilt, was mich begeistert.
Debian mit LXDE
Ich würde Debian normalen Usern nicht empfehlen. Es fehlt einfach an Komfort. So werden beispielsweise keine proprietären Treiber installiert, was so ziemlich jeder Otto Normalverbraucher umgehend nachholen wollen würde. Es laufen häufig etwas ältere Software-Versionen, die mehr Sicherheit und Stabilität versprechen. Aktionen mit Admin-Rechten werden in der Regel als root-Nutzer durchgeführt, nicht mit dem üblicheren sudo-Befehl aus der Ubuntu-Welt. Und so weiter. Aber scheinbar will auch Debian nicht ums Verrecken DAUig sein: Schon das Auffinden des richtigen ISO-Images dürfte 70 Prozent der Linux-Erstlinge in den Suff treiben. Debian ist halt Debian, Ubuntu versucht - diesbezüglich - Windows zu sein.
Naja, die Installation ist dann aber wieder einfach, es gibt sogar eine umfangreiche Desktop-Auswahl: Neben dem Standard Xfce gibt es noch LXDE, Mate, Cinnamon, Gnome und KDE. Hier bleibt es ausnahemsweise mal nicht bei der Vorgabe Xfce, stattdessen mein übliches LXDE. Das Standard-LXDE ist schmucklos wie eh und je, es gibt eine absolute Grundausstattung, plus allerlei Debian-spezifische Tools, die für Otto Normalverbraucher in der Regel wohl nicht allzu interessant (oder verständlich) sind. Debians Stärke liegt wie gesagt in der Zuverlässigkeit, in den Interna, im Hintergrund.
Es gibt bei LXDE nicht mal eine zentrale Systemsteuerung, hier und da lauern nicht übersetzte GUI-Elemente, dieses wichtige "Alles aus einem Guss" findet man hier nicht überall. Immerhin: Der hiesige HP-Netzwerkdrucker wird auf Anhieb gefunden und nach Aufforderung automatisch eingerichtet. Das große OpenSuse hat an der Stelle nach Mami gerufen. Ubuntu und Mint binden den Drucker automatisch ein - da freut sich der normale Anwender, Debian-Fans fänden's doof.
Aber nochmal: Für Einsteiger ist Debian vor allem wegen teils älterer Pakete nicht der große Wurf. Wenn beispielsweise eine neue Version von Gimp ganz tolle neue Features bietet (tut die aktuelle Version 2.10), dann wird sich der geneigte Debian-Nutzer auf seinem frisch aktualisierten System nicht gerade über Gimp 2.8.18 aus 2016 freuen. Natürlich kann man aktuellere Versionen manuell installieren. Aber dann müssen unter Umständen auch noch einige Abhängigkeiten aktualisiert werden. Die aber eventuell in den älteren Versionen von anderen Programmen benötigt werden. Dann muss man beides parallel einrichten und pflegen und und und ... Glaubt mir, das kann ausarten.
Als Arbeitssystem setze ich nach wie vor gerne auf Debian mit LXDE, allerdings arbeite ich da fast nur mit Firefox, Leafpad und diversen Tools im Terminal - da ist mir Bleeding-Edge-Versionierung wirklich egal. Ebenfalls gut: Allgemein gehaltene "Linux-Anleitungen" beziehen sich im Einsteigersegment deutlich eher auf Ubuntu, aber die Debian-Variante wird oft ebenfalls erwähnt. Und bei fortgeschrittenen Themen ist dann eh häufiger Debian-Spezifisches zu finden.