Apple AirPods Max im Hardware-Hut: Vergebene Liebesmüh‘

Apples Kopfhörer-Luxusklasse überzeugt auf der ganzen Linie. Oder?

Wenn die AirPods Pro 2 schon so super sind, müssen die AirPods Max doch alles wegblasen… oder? Meine lange Suche nach neuen kabellosen Over-Ear-Kopfhörern hat mich in die Luxus-Ecke von Apple geführt. Nein, gekauft habe ich mir die AirPods Max nicht, aber zumindest gemietet. Heute im Hardware-Hut: Die besten Kopfhörer, die mich jemals enttäuscht haben. Warum und wieso? Findet es heraus ;-)

Vom Anker-Einstieg zur Apple-Luxusklasse

Die meiste Zeit laufe ich in meinem Musik- und Podcast-Alltag mit den nach wie vor ungeschlagen guten AirPods Pro 2 durch die Gegend. Da aber selbst gute In-Ear-Kopfhörer auf Dauer nicht mit Over-Ears mithalten können (also, aus meiner Sicht), suchte ich nach einer Alternative bzw. Ergänzung. Nicht nur für zu Hause, sondern auch im Büro, wo es in letzter Zeit etwas lebhafter zugeht..

Apple bietet diese mit den AirPods Max. Die sind zwar sündhaft teuer, sollen ihren Preis aber mit grandiosem Klang und dem typischen Apple-Featureset auffangen. Da mir 550 Euro für einen mittlerweile fast vier Jahre alten Kopfhörer doch etwas viel waren, griff ich bei einem Angebot von Grover zu: AirPods Max mieten für unter 20 Euro im Monat. Damit käme ich selbst bei zwei Jahren nicht beim Retail-Preis an und hätte beim (vermutlich) bald erscheinenden Nachfolger die Möglichkeit, ohne Verkaufsstress zu wechseln. Passt.

Die ersten Schritte mit den AirPods Max sind Apple-typisch selbsterklärend.

Damit würden die AirPods Max quasi als Luxusklasse meine bislang als Over-Ear-Alternativen herhaltenden Anker Soundcore Q35 ersetzen. Die tuns zwar noch zuverlässig und sind komforttechnische Ohrenschmeichler, wirklich gefallen hat mir ihr Sound aber nie. Für gesprochene Inhalte waren sie okay, für Musik und Filme aber ob des Bass-Overkills nicht. Also, her mit den AirPods Max, Glückseligkeit jibbet für mich Drohne ja eh nur noch bei Apple. So die Idee. Die Praxis… naja, die sah leider etwa anders aus.

Verarbeitung und Komfort: Großartig. Aaaaber…

Die Apple AirPods Max bringen die Designsprache von MacBook und Co. auf den Kopf. Vom massiven Metallbügel, dem feinen Netzgewebe oder der sehr gut verarbeiten Ohrmuscheln und Bedienelementen, alles an den Dingern will kommunizieren „hey, wir sind wirklich über 500 Euro wert“.

Selbst das Gewebe um den Bügel fühlt sich wertig an.

Daran gibt es auch nichts auszusetzen – zumindest nicht im Allgemeinen. In meinen spezifischen Erfahrungen mit den Apple AirPods Max gibt es aber leider einen Haken. Ich habe leider das, was Audio-Fachleute und Mediziner als „Doofe Ohren-Syndrom“ bezeichnen: Ziemlich große Ohren gepaart mit einem nicht minder großen Kopf. Die Folge: Viele Over- und On-Ear-Kopfhörer sind mir schlicht zu eng fürs Dauertragen – dokumentiert etwa im Tuto-Klassiker zu den Magnat LZR 588.

Die Folge: Durch den hohen Anpressdruck der AirPods Max taten mir die Dinger nach ca. einer halben Stunde auf den Ohren weh – nicht stark, aber so, dass ich sie nicht „vergessen“ konnte. Das ist wie gesagt sicherlich nicht repräsentativ, da es unzählige Online-Berichte dazu gibt, die den AirPods Max einen sehr großen Komfort attestieren. Allerdings sind die Dinger mit über 380 Gramm auch ziemlich schwer, was sicherlich einige Menschen stören dürfte.

Dinge, die Menschen mit 500+ Euro-Kophörern tun. Das war aber nicht ich, sondern Reddit-User patrickplaggenborg.

Ganz alleine bin ich übrigens auch nicht mit meinem „Kopfproblem“ mit den AirPods Max. Bei Reddit gibt es beispielsweise diverse Beiträge von Menschen, die Apples große Kopfhörer auf Dauer als unbequem empfinden – samt teils obskuren Lösungsansätzen.

AirPods Max im Klangtest: Famos ohne Wenn und Aber

Am meisten schmerzt mich, dass die AirPods Max so unfassbar gut klingen – zumindest nach meinem Geschmack. Ob Schmetter-Gitarren oder Jazz-Violine, ob Podcast-Dialog oder Kinoaction-Feuerwerk: Die Dinger treffen durch die Bank meinen Geschmack. Das ist an dieser Stelle freilich subjektiv, aber es gibt auch etliche Tests, die den AirPods Max auch gemessen ausgezeichnete Werte attestieren.

Ich hatte in den vergangenen Wochen und Monate eine Reihe von Kopfhörern hier, etwa die Sony XM4 oder die deutlich günstigeren JBL Tune 770 sowie meine ollen Anker SoundCore Q35, a.k.a. „die Bassmatscher“. Und was soll ich sagen: Die AirPods Max gewinnen klanglich gegen alle, wenn es auch bei Sony knapp ist.

AirPods Max Tisch
Leider kann man Klang nicht fotografieren. Aber glaubt es mir, sie klingen wirklich toll ;-)

Der Klang ist natürlich und nicht zu basslastig, Höhen und Mitten sind wunderbar präsent, ohne zu übertreiben und auch auf hohen Lautstärken gibt es kein Verzerren oder Verreißen. Klanglich sind die AirPods Max ein absoluter Genuss. Das gilt übrigens auch für Filme: Ich habe mir einen Großteil der Fallout-Serie auf dem Apple TV 4K mit den AirPods Max angeschaut und war begeistert, auch von der quasi nicht-vorhandenen Latenz in Dialogen etc. Die Dinger machen einfach Spaß. Seufz.

ANC und Transparenz-Modus vom Allerfeinsten

Neben dem Klang hat mich primär die Geräuschunterdrückung und der Transparenz-Modus der AirPods Max beeindruckt. Beides sind schon bei den AirPods Pro Paradedisziplinen und wenig überraschend konnte Apple bei den Großen noch einen draufsetzen.

Mit aktiviertem Noise Cancelling höre ich die sehr häufigen Videokonferenzen meiner Büronachbarin fast gar nicht mehr und bin nahezu komplett von der Außenwelt isoliert. Anders, als etwa beim Sony XM4, schafft Apple das ohne nervigen „Druck“ auf den Ohren oder auch leichtem Rauschen, das oft bei günstigeren Modellen zum Einsatz kommt.

AirPods Max Bedientasten.
Über die Taste links schaltet Ihr zwischen Transparenz-Modus und ANC um. Beides gehört zum Besten, was ich bislang gehört habe.

Möchte ich hingegen etwas von meiner Umgebung mitbekommen, ist der Transparenz-Modus ein wahrer Genuss. Die integrierten Mikrofone lassen Gespräche mit aufgesetztem Kopfhörer fast so natürlich klingen wie ohne. Vor allem im Vergleich mit Modellen der 100 bis 150 Euro-Klasse ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht. Abzüge in der B-Note gibt es dafür, dass in diesem Modus einige Geräusche – etwa PC-Lüfter – für meinen Geschmack etwas zu sehr verstärkt werden. Das merkt man aber nur, wenn gerade keine Musik oder sonstiger Ton läuft.

Kurzfassung: Beim ANC und dem Transparenzmodus spielt Apple ganz weit vorne mit. Mir wurde gesagt, dass Bose die Geräuschunterdrückung noch besser hinbekommt, dazu fehlt mir aber der direkte Vergleich.

AirPods Max: Bugs, Bugs, Bugs – oder meine Schuld?

Also, alles Tutti, der perfekte Kopfhörer für den Apple-Nerd mit tiefem Geldbeutel oder Miet-Raten-Bereitschaft? Nein. Leider nicht. Und die Gründe dafür sind gar nicht so einfach zu erklären.

Im Alltag haben sich meine AirPods Max als unfassbar… sagen wir einfach mal… wonky herausgestellt. Was meine ich mit dem Kunstbegriff? Nun, ich hatte immer mal wieder Abbrüche bei der Musikwiedergabe – und zwar unter anderem dann, wenn ich die AirPods minimal bewegt habe, weil sie auf die Ohren gedrückt haben. Der Effekt: Die Wiedergabe stoppt für ein paar Sekunden, es hört sich an, als würde ich die ANC-Funktion an- und wieder ausschalten und dann muss ich die Wiedergabe manuell neu starten.

Hoffi AirPods Max.
Skeptischer Apple-Fanboy mit AirPods Max. (2024, koloriert)

Nun dachte ich zuerst, das läge an der automatischen Trageerkennung, die vielleicht etwas voreilig aktiv wird und bei Bewegung der Kopfhörer die Wiedergabe stoppt. Diese also flugs in den iOS-Einstellungen deaktiviert und siehe da… immer noch der gleiche Effekt. Leider ließ sich das Verhalten über mehrere Tage nicht wirklich zuverlässig reproduzieren. Manchmal konnte ich stundenlang Musik hören, manchmal passierte der beschriebene Effekt nach dem Aufstehen oder der kleinsten Kopfbewegung.

AirPods Max Trageerkennung und Wechsel zwischen Geräten.
Die Trageerkennung und der Wechsel zwischen mehreren Geräten sind eigentlich „Killerfeatures“ der AirPods. Das Deaktivieren hat aber auch nicht viel an meinen AirPods-Max-Problemen geändert.

Nach diversen Recherchen bei Reddit, MacRumors und Co. kam ich immerhin zu dem Schluss, dass ich nicht der einzige mit derlei Problemen bei den AirPods Max bin. Befriedigend ist das freilich nicht. Auch mehrfaches Zurücksetzen und Neu-Verbinden brachte keine Lösung.

Neben dieser Problematik kam es auch immer mal wieder vor, dass sich die AirPods Max mit einem anderen, aber gar nicht im Einsatz befindlichen Apple-Gerät verbunden haben, während ich gerade aktiv Podcast- oder Musik gehört habe. Zwar kann man den automatischen Wechsel der AirPods abschalten, aber _eigentlich_ ist das ja ein Feature, das ich gerne nutzen möchte – etwa, wenn jemand auf dem iPhone anruft, während ich gerade am Apple TV etwas schaue.

AirPods Max Ohrmuscheln
Die Ohrmuscheln lassen sich herausnehmen.

Auch ein paar andere Aussetzer, die ich von den „kleinen“ AirPods nicht kenne, sind mir im Alltag mit den AirPods Max aufgefallen. So spielte die Musik teilweise nur auf einem Ohr, bis ich sie neu gekoppelt habe.

Eigentlich alles Kleinigkeiten, aber auch sehr, sehr nervig. Erst recht in diesen Preisregionen – und vor dem Hintergrund, dass die kleinen AirPods Pro keinerlei Probleme in dieser Richtung machen. Wie beschrieben kann ich nicht ausschließen, dass ich einfach ein Montagsgerät erwischt habe. Die Firmware war auf jeden Fall auf dem neuesten Stand.

Dusselige Entscheidungen & kleinere Kritikpunkte

Die beschriebenen Alltagsprobleme mit den AirPods Max mögen anekdotischer Natur sein. Aber einige Dinge sind einfach durch die Bank fragwürdig. Da ist zum Beispiel das mittlerweile zum Meme gewordene „Bra-Case“, das Apple statt eines vollwertigen Schutzes beilegt. Mein sehr geschätzter Kollege Tim von HIFI.DE kommentierte dazu trocken „Das nehme ich Apple persönlich“, und viel mehr möchte ich dem nicht hinzufügen.

AirPods Max Tragecase.
Psst, die AirPods Max schlafen – anders, als im Handtäschchen geht das leider auch nicht.

Ach, doch. Wusstet Ihr, dass man die AirPods Max auch nach diversen Updates nur in dem Case abschalten kann? Außerhalb der Hülle bleiben sie dauerhaft aktiv – ein Traum für den Akku und langfristig auch dessen Gesundheit. Einfach eine der dusseligsten Hardware-Entscheidungen seit dem Lightning-Anschluss am Boden der Magic Mouse…

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Ajo: Geladen werden die AirPods Max noch via Lightning-Kabel, der Wechsel auf USB-C dürfte dann aller Voraussicht nach beim Nachfolger passieren. Nicht schön, aber damals für Apple-Zubehör noch der Standard. Dass die AirPods Max lediglich seitlich einklappen, nicht aber zusammenfalten kann, stört mich persönlich nicht so sehr, aber auch das sollte erwähnt sein.

AirPods Max im Testfazit: „Leider nein“ auf sehr hohem Niveau

Die AirPods Max sind einwandfreie, vielleicht sogar großartige Kopfhörer. Sind sie 550 Euro gut? Ich persönlich würde das nicht bejahen, aber darüber kann man sicherlich diskutieren – und das wird auch allenortes getan, wenn es um die Dinger geht.

Als Grover-Miete für nen Zwanni im Monat hätte ich sie liebend gerne für ein Jahr oder sogar darüber hinaus behalten. Aber die genannten Punkte waren mir dann einfach zu viel. Das ist wirklich bitter, erfüllen sie doch klanglich als auch vom „Apple-Faktor“ mit dem automatischen Pairing perfekt meine Ansprüche. So sind die AirPods Max leider zurückgegangen.

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Wie ist es eigentlich bei Euch? Findet Ihr die AirPods Max gut oder ist Euch der Preis zu heikel? Teilt Eure Erfahrungen gerne in den Kommentaren unter dem Beitrag. Ich suche derweil weiter nach der perfekten kabellosen Over-Ear-Ergänzung zu meinen AirPods Pro 2. Nächster Versuch: Beats Studio Pro. Ebenfalls Apple-esk, wenn auch nicht ganz so edel, dafür aber auch deutlich günstiger. Vielleicht demnächst auch dazu ein Hardware-Hut…

Aus dem Hardware-Hut ziehen wir in unregelmäßigen Abstand interessante Hardware-Gadgets aller Art und stellen sie Euch vor – meist geht es um Dinge, die wir mögen, aber nicht immer. Der Fokus liegt bei unseren Hardware-Hut-Berichten auf dem Praxiseinsatz. Dröge Messwerte und Tabellen verlinken wir lieber, statt Euch damit zu langweilen ;-). Weitere Ausgaben vom Hardware-Hut findet Ihr hier – und es sind noch viele in der Mache.

Boris Hofferbert

Freier Journalist, seit seligen Amiga-Tagen technikbegeistert, am Desktop Apple- und unterwegs Android-Fan, zockt unter Windows, kann nicht ohne Musik (von Classic Rock über Ska bis Punk) und Hörbücher, schießt gerne Postkarten-Fotos, hat immer mindestens zwei Handys dabei und freut sich riesig über eine Kaffeespende ;-)

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