Hardware

Übersicht Intel-CPU-Reihen: Atom, Celeron, Pentium, Core, Xeon

Welcher Prozessor für welchen Zweck? Beim riesigen Intel-Angebot ist das ziemlich schwierig ...

Einst gab es 286er, dann 386er, dann 486er und dann Pentiums – und je höher die Taktung, desto besser die CPU. Das war so schön einfach. Selbst im Saturn konnte man den Kunden problemlos das ganze Thema erklären – und nicht vergessen, in den 90ern waren Computer nicht selbstverständlich, für nahezu jeden Menschen etwas Neues, Fremdes und Internet zum Nachgucken hatte auch niemand. Beratung im Saturn war durchaus Grundlagenschulung ;) Hier seht Ihr, wie sich Atom, Celeron, Pentium, Xeon und Core i3, i5, i7 sowie i9 bezüglich Leistung, Stromverbrauch und Kosten unterscheiden.

Kein Bock auf Erklärungen? Ihr wollt nur die Spitzen-CPUs der Baureihen im Benchmark-Vergleich? Dann halt überspringen …

Qual der Wahl – Warum???

Heute ginge das leider nicht mehr ansatzweise, Intel hat es nicht nur geschafft, seine Vormachtsstellung mit AMD teilen und mittlerweile auch noch mit ARM-Prozessoren, neuerdings auch von Apple, konkurrieren zu müssen. Nein, sie haben es auch geschafft, so viele aktuelle CPU-Reihen anzubieten, dass man über die Differenzierung vermutlich ganze Bachelor-Arbeiten schreiben könnte.

Jedoch ist das nicht allein Intels Schuld und auch nicht wirklich schlimm: Noch vor vielleicht 10 Jahren war im Grunde jede Spitzen-CPU gerade gut genug und allein der Kostenfaktor war beim Kauf ausschlaggebend. Heute ist ein durchschnittlicher Core i5 aber schon für viele völlig überdimensioniert. Die PC-Klassiker-Aufgaben: Internet/Browser mit Social Media, Youtube & Co., Office, ein wenig Spielerei mit Fotos, eventuell ab und an ein Casual Game – nichts davon braucht ernsthafte Rechenleistung.

Heute sind aber unter Umständen andere Aspekte interessant, beispielsweise die Anzahl der echten und/oder virtueller Kerne, die Temperaturentwicklung und vor allem der Stromverbrauch. Warum? Nun, virtuelle Maschinen werden zum Beispiel immer mehr zum Standard, den auch Otto Normalverbraucher nutzt, für sicheres Surfen oder als Linux-Spielwiese – und da helfen mehr Kerne. Die Temperaturentwicklung ist häufig wichtig, weil es über die Kühlung entscheidet – und somit, ob man einen Lüfter braucht oder das Teil geräuschlos betreiben kann. Auch gibt es immer mehr 24/7-Anwendungen wie Server für das Smart Home oder die heimische Medienversorgung – und die müssen jetzt nicht unbedingt i7-mäßig viel Strom ziehen.

Intel bietet also tatsächlich aktuelle Modelle der Serien Pentium, Celeron, Core, Xeon und Atom – welches Schweinderl hättens denn gern‘? (Es gibt auch noch Quark-Prozessoren, aber die sind nur für IoT-Geräte gedacht.)

Modellreihen in der Übersicht

Es geht hier zunächst nicht um Benchmarks oder technische Details jeder einzelnen CPUs, sondern um die Frage, wie sich die Modellreihen unterscheiden. Die verlinkten Amazon-Produkte bitte nicht unbedingt als Empfehlung verstehen, sie sollen nur verdeutlichen, wo die CPUs zum Beispiel verbaut werden.

Atom

Kernanliegen: Wenig Stromverbrauch. Rechner mit Atom-Chips sind klein, gerne mal lautlos, verbrauchen wenig Strom und sind meist auf eher spezielle Aufgaben ausgerichtet – etwa einen Fernseher smart zu machen. Auch als einfacher Server für wenige einfache Aufgaben kann er genügen, beispielsweise als Dateiserver für das heimische Netz. Für den normalen Desktopbetrieb sind die Atoms zu schwach, selbst Surfen & Co. macht auf Dauer keinen großen Spaß.

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Celeron

Kernanliegen: Geringer Preis. Früher waren Celerons mal günstige Pentium-Alternativen, heute sind es im Grund vor allem billige CPUs. Wenn Ihr einen Rechner klassisch als bessere elektronische Schreibmaschine nutzt, ein wenig im Netz surft, ab und an Medien abspielt – und das alles möglichst nicht gleichzeitig macht, könnte ein Celeron genügen. Letztlich sollte es aber nur dann ein Celeron werden, wen das Geld partout nicht für mehr reicht!

Pentium

Kernanliegen: Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Nach der Core-Serie hätte Intel die Pentium-Reihe eigentlich auch in den Ruhestand schicken können – aber wenn man es komplizierter machen kann, warum nicht? Mit einem Pentium kann Otto Normalverbraucher einen normalen Desktop betreiben und das ganze Spektrum täglicher Arbeit wird flüssig laufen. Die allgemeine Leistung genügt. Moderne Technologien und Fast-High-End-Grafik bleiben außen vor. Im Grunde ist der Pentium für die Core-Serie, was der Celeron ursprünglich für Pentiums war, eben eine günstige Alternative, bei der das Preis-Leistungs-Verhältnis auf den Preis gewichtet ist.

Erstaunlicherweise kann ein Pentium eine echt interessante Wahl sein: Wer einen lautlosen x86-Server betreiben möchte, etwa als Alternative zu einem Raspberry Pi 4, könnte mit einem Pentium glücklich werden, zum Beispiel in Form des Cubi N8 GL mit Pentium N5000 – zumal dessen Pentium Silver N5000 schneller ist als der aktuelle Raspi! Schaut auch mal bei Cubi N8 GL vs. Raspberry Pi 4 vorbei.

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Core

Kernanliegen: Leistung für moderne, vollwertige Rechner bis hin zum High-End-Gaming-PC. Core sind die modernen Standard-CPUs von Intel, die selbst ein abartig großes Portfolio aufweisen: X-Serie, i3, i5, i7, i9 … Intel macht es Kunden wahrlich nicht einfach. Core-Prozessoren sind die Richtigen, wenn Ihr die aktuellsten Technologien haben wollt (etwa für KI), sehr gute integrierte Grafik, Reserven für ein paar Jahre und nicht auf Teufel komm raus sparen müsst. In der Regel wird ein i5 dicke reichen, wenn aufwändige Anwendungen hinzukommen, kann es nie weit genug nach oben gehen; also zum Beispiel: Videobearbeitung, 3D-Rendering, Gaming oder auch schlicht viele Dinge gleichzeitig. Ein Core i9 Extreme mit 18 Kernen ist definitiv eine schöne Sache – aber knapp 1.000 Euro nur für eine CPU ist eben auch nichts für jeden.

Tipp: Mit einem (etwas älteren) Core i7 9700k mit acht Kernen für rund 250 Euro bekommt Ihr eine der Standard-CPUs, die ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet und abseits von sehr speziellen Bedürfnissen immer schnell genug ist. Das ist quasi die „Don’t Worry, be happy“-CPU für alle, die auch mal zocken und rendern. Die aktuellere Variante der 10. Generation i7-10700K liegt dann nochmal rund 70 Euro darüber.

Xeon

Kernanliegen: Leistung für Server-spezifische Anwendungen. Xeon-CPUs sind im Grunde für Heimanwender ziemlich uninteressant, hier geht es um Skalierbarkeit, parallele Workloads und dergleichen. Zeitweise waren sie in der Gamerszene sehr beliebt, weil es quasi billigere i7s waren, denen lediglich die interne Grafik fehlte – die aber sowieso kaum jemanden interessiert, schließlich werkeln überall dedizierte Grafikkarten. Dennoch: Wenn Ihr daheim einen Server betreibt und 15 Kinder, 22 Enkelkinder und einen Satz Großeltern vernetzen wollt … Naja, wenn Ihr einen Xeon bräuchtet, würdet Ihr es vermutlich schon wissen, also denkt nicht zuviel darüber nach ;)

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Leistung der Modellreihen

Man könnte CPUs nach Dutzenden Benchmarks und Werten vergleichen, aber dann wird es wieder Wissenschaft … Daher soll hier schlicht Geekbench für die jeweils stärkste Standard-CPU der Reihen herhalten. Heißt: Meist die K-Version der aktuellsten verfügbaren Generation aus dem Geekbench-Browser. Es gibt vom i5 beispielsweise KF-Versionen, die teils etwas fixer sind, dafür fehlt die GPU. In der Regel wäre das nützlicher, aber die K-Varianten sind halt Standard, irgendwie. Die Einführungspreise stammen von Technical.city.

Das Ergebnis hier als Grafik – wenig überraschend:

tabelle mit wer
Linke Y-Achse: Geekbench-Werte.
Rechte Y-Achse: TDP in Watt.
Preise: US-Dollar-Einführungspreis.

Ihr seht hier vier Dinge:

  • Die Singlecore-Leistung ist bei Core und Xeon auf sehr ähnlichem Level und selbst der Pentium schlägt sich noch wacker.
  • Die Multicore-Leistung steigt von Modellreihe zu Modellreihe massiv.
  • Der TDP-Wert steigt ziemlich parallel zur Multicore-Leistung.
  • Bei Profi-CPUs wie i9 Extreme Edition (XE) oder dem Xeon stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis für normale Anwender nicht mehr.

Und hier noch die zugehörigen Werte:

CPU Singlecore Multicore TDP (Watt)
Atom x7-E3950 260 930 12
Celeron G4900 692 1302 54
Pentium Gold G5500 923 1974 54
Core i3-8350K 1162 3808 91
Core i5-10600K 1313 7007 95
Core i7-10700K 1346 8955 125
Core i9-10900K 1399 10895 125
Core i9-10980XE 1168 16015 165
Xeon W-3175X 1095 21662 205

Was bedeutet das nun?

Wenn es um Singlecore-Leistung geht, könnt Ihr getrost einen i5 verwenden, der ist auch nicht langsamer als die größeren Brüder – allerdings gibt es mehr und mehr Programme, die von mehreren Kernen auch wirklich Gebrauch machen. Wenn Ihr also sehr aufwändige Dinge macht (Rendering etwa) oder schlicht sehr viele Dinge gleichzeitig (etwa mit mehreren Nutzern), dann lohnt sich unter Umständen auch ein regulärer i9. Alles darüber hinaus wendet sich eher an Kunden, die einfach nur Leistung brauchen und nicht sonderlich auf den Preis achten. Auf der anderen Seite des Spektrums lässt sich auch der Atom seine Stromsparerei einiges kosten.

Normale Verbraucher finden die besten Angebote – wie immer eigentlich – im Mittelfeld.

Empfehlungen

„Schreibmaschine: Wenn es wirklich nur um Office und Browser geht, liefert ein guter i3 allemal genug Rechenleistung – allerdings ohne riesige Reserven.

Normaler Desktop: Mit einem i5 läuft alles flüssig – darunter wird es schnell knapp.

Poweruser-Desktop: Wenn auch gezockt, gerendert und mit Kryptographie herumgespielt wird oder schlicht viele virtuelle Maschinen laufen, sollte es schon ein i7 sein – mit ordentlich RAM reicht das für einige Jahre.

Workstation: Wenn regelmäßig große Arbeitslasten verarbeitet werden, ist mehr immer besser – aber im privaten Umfeld, in kleinen Unternehmen und bei nicht kritischen Aufgaben bietet sich ein regulärer i9 an.

Heimserver: Hängt total vom Szenario ab, aber als persönliche Empfehlung: Den Pentium bekommt man auch noch in Rechnern, die komplett passiv gekühlt werden und somit lautlos sind – wie der oben angesprochene Cubi.

Atom, Celeron, Xeon und CPUs der XE-Serie sind eigentlich nur dann sinnvoll, wenn wirklich ein darauf zugeschnittenes Szenario den Ausschlag gibt – sei es unbedinger Stromsparwille, Geldmangel oder ein Welterorberungsplan.

Berechnung der großen Antwort auf alles: Vergesst Intel, Ihr braucht einen AMD Ryzen Threadripper 3990x mit schlanken 64 Kernen und über 25029 Geekbench-Punkten – viel Spaß beim Sparen ;)

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Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

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