GamingHardware

Mechanische Tastaturen von A-Z – Kaufberatung

Worauf gilt es beim Kauf zu achten? Der Weg zur - fast - perfekten Tastatur.

Wer eine mechanische Tastatur kaufen möchte und in Anbetracht der vielen vielen Angebote meint: „Ach, dann halt einfach eine von Logitech oder Razer, wird schon top sein.“ – dann wird er sich ärgern. Da steckt schon etwas mehr dahinter: Gehäuse, Keycaps, Schalter, Beleuchtung, Software und nicht zuletzt die Layout-Thematik. Hier findet Ihr alle wichtigen Punkte, um am Ende mit Eurem Hardware-Kauf auch wirklich glücklich und zufrieden sein zu können. So ein Werkzeug kostet schließlich schnell mal 200 Euro! Über 300? Auch kein Problem.

Übersicht

Da es viel Stoff ist, hier ein kurzer Überblick über den Artikel – zudem habt Ihr links ein mitlaufendes Inhaltsverzeichnis, sobald Ihr ein Stück runter scrollt.

Zunächst bekommt Ihr einen Überblick der Bestandteile einer mechanischen Tastatur, dann Details zu jedem dieser Teile. Anschließend kommt das Ultranervthema: Layout und Kompatibilität. Dann folgen ein paar konkrete Beispiele für Tastaturen, zunächst von Mainstream-Herstellern (Razer, Logitech, China-Ding-XYZ etc.), dann von solchen aus der „Tastaturszene“ (GMMK, Filco, Ergodox, Mistel etc.), wenn man so will. Und zum Abschluss dann noch ein paar Links zu Shops, die etwas mehr zu bieten haben als Amazon und die Frage: Was ist nun die beste Tatatur?

Doch erstmal: Was soll das Buhei? Man könnte meinen, Tatatur sei Tastatur, Knöpfchen drücken, Buchstabe erscheint und gut is‘. Aber es ist wie bei guten Werkzeugen: Gute Werkzeuge halten länger, arbeiten präziser, punkten mit besserer Haptik – bieten aber nicht unbedingt mehr Funktionen. Und sie kosten mehr versteht sich. Zudem sind mechanische Tastaturen aber auch noch Hobby oder Statussymbol: Unter Gamern, Programmierern und Hackern wurde schon immer viel Trara um die Dinger gemacht und heute gibt es Tastaturen auch regelrecht als Hobby. Fast schon als Fetisch, wie sonst könnte man handgemachte 15-Euro-Koi-Tastenkappen erklären?

(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)

Apropos: Ihr seht in diesem Artikel sehr viele solcher Amazon-Boxen. Klar freuen wir uns, wenn Ihr drauf klickt und irgendwas kauft, aber in dieser Menge sollen sie vor allem der Information dienen: Bilder vom Produkt und aktuelle Preise. Die normale Werbung ist dafür in diesem Artikel deaktiviert.

Bestandteile einer mechanischen Tastatur

Eines bleibt hier außen vor: Der komplette Eigenbau aus Rahmen, Leiterplatte, Switch-Mounts, Kabeln und so weiter – das ginge zu weit und dürfte wirklich nur Hardcore-Keyboard-Junkies interessieren:

Aber Ihr könnt eine Tastatur durchaus selbst auf einem Barebone (mehr dazu unten) aufbauen – relevant sind die folgenden Dinge aber auch beim Kauf einer fertigen Kompletttastatur.

Gehäuse/Barebone

Die Basis der Tastatur: Rahmen, Anschlüsse, Kabel, Beleuchtung, Elektronik – als Barebone Grundlage für den Eigenbau. Wichtig für Ergonomie und Features.

Switches

Der Part, der das Signal auslöst – und gegebenenfalls das Klickgeräusch und das haptische Feedback. Wichtig für das Tippgefühl.

Keycaps

Die Tastenkappen mit der Beschriftung auf den Switches. Wichtig für Haltbarkeit und Beleuchtung.

Software

Heute mehr als nur Treiber, sind die Steuerzentralen maßgeblich für die Fähigkeiten der Tastaturen verantwortlich.

Beleuchtung

Gute Beleuchtung ist längst mehr als nur Spielerei und kann tatsächlich die Bedienung erleichtern; oder Börsenkurse anzeigen …

Sonderfunktionen

Hierunter fallen etwa USB-Hubs, Makro-Tasten, Smartphone-Halterungen und so weiter.

Und ja, tendenziell solltet Ihr auf alle Punkte achten! Denn überall kann was schiefgehen: Rutschiges Gehäuse? Lästig. Zu laute Switches? Lästig für Dritte. Falsche Keycaps? Bye bye Beschriftung. Falsche Software? Großer Wutanfall, wie ein Hersteller seine tolle Hardware so sehr entwerten kann …

Gehäuse/Barebone

Zunächst ist hier natürlich das Gehäuse-Layout wichtig: Fullsize mit Schreibbereich, Navigationstasten und Numpad oder doch lieber TKL? TKL steht für Tenkeyless, sprich ohne Numpad. Oder lieber noch kleiner, auch ohne Navigationstasten als 60%-Variante?

Wenn Ihr Euch für TKL entscheidet, ist die Auswahl wohl am größten, einfach weil das das präferierte Layout vieler Gamer ist, die der maßgebliche Treiber für die Entwicklung bei mechanischen Tastaturen sein dürften. TKL hat durchaus einige Vorteile: Die Tastatur ist portabler, vor allem aber ist der Weg von der Tastatur zur Maus kürzer und die Position der Maus ergonomischer.

Nachteile von TKL: Logo, kein Numpad … Vielleicht braucht Ihr das auch gar nicht oft, nicht für Zahlen. Aber Ihr könnt das Numpad wunderbar mit Makros belegen oder als Tastaturmaus nutzen. Wenn Ihr jetzt schon beim Thema Tastaturen seid, werdet Ihr Euch sicherlich auch mit Tastenbelegungen und dergleichen beschäftigen und solltet das Numpad nicht vorschnell abschreiben. Und: Das geringere Gewicht macht sie natürlich auch wieder rutschiger. Gewicht und Rutschigkeit kann man allerdings durchaus tunen!

Apropos Gewicht: Das Material ist natürlich wichtig. Die Auswahl an Tastaturen mit Metallgehäuse, beziehungsweise Metalloberseite, ist recht groß – und solche Modelle fühlen sich deutlich wertiger an! Es gibt durchaus gute Kunststoffgehäuse, aber wenn die Tastatur eh immer auf dem Schreibtisch verbleibt, sind ein paar Euro für Metall gut angelegt.

Auch abseits des Gewichts ist das Thema Rutschfestigkeit nicht zu unterschätzen, auch schwere Tastaturen flutschen immer wieder unter den Fingern weg, wenn die Auflagefläche der Anti-Rutsch-Pads zu klein ist, wie beispielsweise bei der GMMK-Tastatur von Glorious PC Gaming Race, für die wir auch einen eigenen Artikel haben. Zudem verschwinden die Pads gerne mal – es lohnt sich also zu gucken, ob Ersatzteile verfügbar sind. Tipp: Bei eBay gibt es fast immer irgendeinen chinesischen Anbieter für so etwas. Alternativ könnt Ihr natürlich irgendwelche Klebe-Pads verwenden, sofern der Unterboden des Geräts es hergibt.

Und wenn Ihr schon unten drunter seid: Kabelmanagement scheint ein bei Anbietern beliebtes Feature zu sein, aber bei weitem kein Standard. Ordnungsfanatiker sollten daher darauf achten, ob das Kabel mittig, links oder rechts liegt, sofern kein Kanal für das Kabel eingebaut ist. Erfahrungsgemäß halten die Kabel allerdings nicht so richtig toll in vielen Kanälen ;)

mechanische tastatur barebone
Kabelmanagement beim GMMK-Barebone.

Auch könnt Ihr beim Gehäuse noch auf das Feature Hot-Swappable achten: Das heißt, dass die Switches/Schalter ebenso wie die Tastenkappen einfach ersetzt werden können. Dafür leigt solchen Modellen eine kleine Zange bei, mit der die Schalter einfach nach oben abgezogen werden. Und das ist ein Riesenvorteil! Manch ein Gamer mag bestimmte Tasten mit unterschiedlichen Switches bestücken, um die jeweiligen Vorteile im Spiel optimal nutzen zu können. Vor allem aber heißt das: Ist ein Schalter hinüber, einfach für ein paar Euro ersetzen – andernfalls: Bye bye Tastatur. Oder Ihr findet eine Werkstatt oder die Muße, um die Tastatur aufzuschrauben, defekte Teile zu entlöten, neue Teile einzulöten … Ist vermutlich selten wirklich praktikabel.

mechanische tastatur foto vom schaltertausch
Switches, die sich einfach aufstecken lassen – Hot-Swappable ist ein enormer Gewinn!

Man findet dieses Feature leider nicht so häufig, vor allem hier und da bei den Marken der Tastatur-Junkies. Allerdings funktioniert das auch bei Logitechs neuer Pro-Tastatur – die aber andere Folter zu bieten hat, dazu später mehr.

Eine vielleicht nicht ganz unwichtige Funktion: On-Board-Profile ermöglichen das Speichern von Tastaturzuordnungen, Makros und Beleuchtungseffekten direkt auf der Tastatur selbst. Das hat zwei positive Effekte: Ihr müsst keine Software nebenher laufen lassen und Ihr könnt Profile mitnehmen.

Und nicht vergessen: Die Konnektivität steckt natürlich auch in der Basis, also Kabel, Bluetooth, Funk oder Kombinationen daraus.

Ein Spezialthema kurz am Rande: Die FN-Taste auf Keyboards ist keine Taste wie die anderen, sie verändert direkt auf Hardware-Ebene, was an den Rechner gesandt wird. Das heißt auch: In der Regel könnt Ihr die FN-Taste nur genau so belegen, wie sich der Hersteller das wünscht. Und umgekehrt lassen sich viele FN-Funktionen nicht auf andere Tasten legen, häufig zum Beispiel die RGB-Steuerung.

Und noch etwas eher Spezielles: Geteilte Tastaturen bestehen aus zwei frei Platzierbaren Hälften – ergonomisch ein Traum, aber die Auswahl ist bescheiden. Die meisten Aspekte dieser Kaufberatung sind dann ziemlich obsolet. Ganz unten seht Ihr aber noch ein paar konkrete Beispiele.

Barebones kennt man vor allem von PCs, bei denen man meist RAM, CPU, Speicher und Grafikkarte separat kauft. Bei Tastaturen sind damit fertig verkabelte Gehäuse gemeint, die nur noch mit Switches und Keycaps bestückt werden müssen – und natürlich Hot-Swap unterstützen. Der große Vorteil hier: Ihr wisst ganz genau, was Ihr da habt, könnt Schalter und Kappen frei wählen – und habt etwas durchaus Besonderes. Noch jedenfalls, vielleicht wird das noch ein Trend.

gmmk barebone für mechanische tastaturen
Die komfortable Selbstbaubasis – Switches und Caps nach Wunsch.

Hier im Bild seht Ihr einen weiteren Aspekt eines Gehäuses/Barebones: Die Beleuchtung gehört natürlich auch dazu, hat aber unten ein eigenes Kapitel.

Switches

Wie gesagt, für Viele wohl der spannendste Punkt, die Auswahl der Schalter. Dabei sind viele Kleinigkeiten relevant, vor allem aber die Frage, ob es taktile oder lineare Schalter sein sollen. Erstere geben ein klares haptisches Feedback, wenn man den Druckpunkt überschreitet. In der Variante Clicky gibt es dazu noch einen akustischen Klick. Lineare Switches lassen sich ohne jedes Feedback geradlinig herunterdrücken.

Schreiberlinge bevorzugen oft taktile Schalter, Gamer eher lineare. Beim Schreiben entsteht insbesondere mit Clicky-Schaltern das gewollte Schreibmaschinengefühl, allerdings mit einer Lautstärke, dass sich solche Modelle nicht wirklich für Großraumbüros anbieten, oder sonstige Räume mit Mitmenschen. Keine Ahnung, ob Tiere das hassen … Beim Zocken ist das Feedback auf einen einzelnen Tastendruck in der Regel nicht sonderlich interessant, die Möglichkeit möglichst schnell Aktionen auszulösen umso mehr – und da sind die linearen Taster im Vorteil. Nun, so zumindest sehen es viele Nutzer.

Es ist letztlich Geschmackssache! Am besten testet Ihr Schalter, sei es im Laden vor Ort oder mit einem der vielen Testsets, die es von diversen Anbietern gibt.

Sowei die Oberflächlichkeiten ;) Zum einen gibt es von beiden Switch-Arten etliche Varianten, zum anderen etliche Hersteller. Was Ihr immer wieder lesen werdet: Cherry MX oder auch nur MX allein. Damit ist zunächst die Bauform gemeint, also zum einen der Anschluss nach unten hin zur Platine und zum anderen nach oben hin zur Keycap. Und fast alle Switches auf dem Markt sind zur Keycap hin MX-kompatibel – klar zu erkennen am gekreuzten Stem, auf den die Kappen gesetzt werden. Und einzelne Schalter für Hot-Swap-Gehäuse sind es nach unten hin zur Platine. Im folgenden Bild seht Ihr einen Kailh White Boxed – das Boxed heißt, dass um den Stamm noch eine weitere Wand gezogen wurde, um die Stabilität zu erhöhen. MX-Kappen passen natürlich auch auf Boxed-Varianten.

kailh white boxed schalter
Kailh White Boxed – tolle Alternative zu Cherry MX Blue.

Meist steht neben MX auch noch ein Farbcode, beispielsweise MX Blue. MX Blue sind die Clicky-Schalter von Logitech, der Klassiker schlechthin. Und Ihr könnt bei nahezu jedem Schalter auf dem Markt davon ausgehen, dass sich blaue, braune und rote Schalter ähnlich verhalten wie die jeweiligen Cherry-Produkte. Nun, es gibt Ausnahmen: Von Kailh gibt es weiße Clicky-Schalter, bei Razer sind die Clickies grün – es ist halt kein Garant. Die Regel:

  • MX Brown: Taktil
  • MX Blue: Taktil und clicky
  • MX Black: Linear
  • MX Red: Linear, leicht auszulösen

Die Qualität der Switches ist heute eigentlich durchgehend gut, nach eigener Erfahrung gilt das zumindest für Cherry, Kailh, Razer, Logitech (sowohl die alten Romer-G als auch die aktuellen MX-kompatiblen GX) und Corsair. Wer günstige Cherry-MX-Blue-Alternativen sucht: Kailh White Boxed fühlen sich nicht einen Deut schlechter an.

Es gibt auch immer wieder neue Entwicklungen bei den Switches. Razer und einige andere haben beispielsweise optische mechanische Switches im Portfolio. Die funktionieren grundsätzlich wie herkömmliche Schalter, das eigentliche Auslösen wird aber optisch getriggert, die Mechanik ist dabei eher Menschenbespaßung. Razer hatte auch mal Schalter, die technisch zwischen mechanischen und den Rubber-Dome-Varianten von günstigen nicht-mechanischen Tastaturen lagen – und ziemlich gut waren. Und die Kailh Thick Gold klicken beim Drücken und beim Loslassen!

Ihr könnt allein aus der Switch-Wahl eine Wissenschaft machen, mit Brown-Schaltern macht Ihr vermutlich selten etwas falsch, clicky-Schalter werden manch einen massiv nerven, rote Schalter produzieren beim Tippen gerne mal doppelte Buchstaben und die schwarzen Brown-Alternativen sind vielleicht für alle interessant, die viel tippen, aber auf noch höherem Niveau zocken. Das mal so als Grundlinie. Relevant sind beim Kauf aber auch Dinge wie Verfügbarkeit und gegebenenfalls Hot-Swap-Fähigkeiten. Die alten Razer Green zum Beispiel haben hier in einer 180-Euro-BlackWidow Jahre lang Freude bereitet, allerdings ist ein Dutzend Tasten nicht mehr clicky und auch nicht mehr taktil – Tastatur tot. Verfügbar sind im Grunde alle größeren Hersteller, allerdings scheinen Produkte von zum Beispiel Kailh und Gateron eher darauf ausgelegt, dass man komplette Tastaturen bestückt, zumindest sind sie häufiger als komplette Sets zu bekommen. Cherry-Schalter gibt es hingegen meist einzeln als Ersatzteil.

Achso: Natürlich spielt die Beleuchtung auch hier eine Rolle – doch abermals: später.

Keycaps

Wer nun meint, bei ollen Tastenkappen kann es doch nicht auch so kompliziert sein: Oh doch ;) Das Gute zu Beginn: Die meisten Kappen am Markt sind MX-kompatible Kappen für den gekreuzten MX-Stem.

tastenkappen für mechnische tastaturen von innen
Wenn es ein Kreuz ist, sollte es auf MX-kompatible Switches passen.

Es gibt hier drei Dinge zu beachten: Material, Layout und Layout. Ja, zwei Layouts. Material ist einfach: Standardmäßig haben die meisten Tastaturen, auch teure, ABS-Keycaps mit aufgedruckten Zeichen. Bessere Modelle haben eingravierte Beschriftungen und/oder sind im Double-Shot-Verfahren hergestellt, bei dem die Beschriftung über Schichten unverwüstlich ist. Deutlich besser sind PBT-Keycaps: Das Material ist dicker, abriebfester, meist leicht rau und mit beständiger Beschriftung. Klingt unnötig? Überlegt mal, was genau Eure Finger die ganze Zeit berühren! PBTs sind auch für Bestandstastaturen ein super Upgrade. Und erst optisch …

Layout 1: Ganz wichtig sind die Punkte ISO und DE. Das ISO-DE-Layout heißt, dass es die deutschen Umlaute gibt und dass die Enter-Taste über zwei Zeilen geht und zwischen linker SHIFT-Taste und Y noch eine Taste sitzt. Achtet beim Kauf darauf – egal was die Produktbilder suggerieren! Oft sind dort Modelle mit ANSI-US-Layout zu sehen, relevant ist aber die Produktbeschreibung. PBT-Keycap-Sets mit ISO-DE sind leider sehr selten, hier eines der wenigen Beispiele:

ISO/ANSI ist dabei nichtmal das große Problem, es gibt etliche Sets, die beide Varianten anbieten – aber in der Regel mit UK- oder US-Beschriftung:

Layout 2: Hier ist das Layout der Tastatur-Hardware gemeint, sprich die Tastengrößen (der untersten Reihe) – und da fangen die Hersteller an zu nerven. Schaut mal links neben Eure Leertaste: Standardmäßig findet Ihr dort STRG, WIN und ALT, alle in der gleichen Größe. Das machen aber leider nicht alle Hersteller so. Über das Razer-Problem dazu haben wir einen eigenen Artikel, aber auch die Logitech G512 ist nicht besser: Die STRG-Taste ist ein paar Millimeter größer – und daraufhin stimmen natürlich auch die anderen Maße nicht überein. Achtet darauf! Denn wenn Ihr Ersatzteile braucht oder auf PBT-Keycaps aufrüsten wollt, sitzt Ihr in der Klemme. Razer bietet eigene PBT-Upgrades an, aber die Auswahl ist nicht sonderlich groß und ISO-DE gibt es schon mal gar nicht. Bei Logitech sieht es eher noch schlechter aus. Man kann sich lange mit Standards beschäftigen, es gibt etliche Varianten – aber im praktischen Sinne und in Hinblick auf Keycaps reicht es meist, auf die drei Tasten links neben der Leertaste zu achten.

mechanische tastatur foto
Hier seht Ihr alle Tasten, die häufig durch Layout und gegebenenfalls Hersteller-Eigenheiten betroffen sind.

Generell ist die Auswahl klein: Es gibt Dutzende und Hunderte von tollen Keycap-Sets, aber kaum etwas Eingedeutschtes – und natürlich immer alles nur für Standard-Layouts, nicht für Razer, Logitech und sonstige Fans proprietärer Layouts (die völlig nutzlos sind). Klar, Ihr könnt freilich auch fast alle Tasten austauschen und einige übrig lassen.

Wenn Ihr jedoch blind tippen könnt und die Beschriftung nicht braucht und dazu das Glück eines Standard-Layouts habt: Es gibt nicht einfach nur PBT und andere Farben, nein, es gibt wirklich hübsche Exemplare mit Delfinen, Sonnenuntergängen und und und. Wer sagt, eine Tastatur würde sich nicht auch in einem durchgestylten Wohnzimmer gut machen können? Nun, dann sollte es vielleicht nicht unbedingt die nicht jugendfreie Version sein:

Einen praktischen Upgrade-Guide für Keycaps haben wir neulich mal veröffentlicht. Da seht Ihr dann auch ein Thema beleuchtet, das hier etwas außen vor bleibt, um nicht völlig auszuarten: Große Tasten haben Stabilisatoren zusätzlich zu den Stems – meist findet man ein und dieselbe Bauweise, nämlich ein, zwei zusätzliche Stämme ohne Switches. Razers erste BlackWidow hat aber zum Beispiel auf Metallbügel gesetzt, die nervig zu montieren und natürlich nicht kompatibel mit dem Rest der Welt waren …

Tuning-Tipp: Mit kleinen Dämpferringen (O-Rings), die über die Stem-Aufnahme der Tastenkappen gestülpt werden, lässt sich die Lautstärke des Tippens reduzieren – das gewollte Klicken der Switches bleibt erhalten und ist definierter. Auch fühlt sich das Tippen nochmal wertiger an.

Und das hier kennt Ihr schon: Ja, auch die Beleuchtung …

Software

Tastaturen funktionieren einfach so. Aber für Profile, Tastenbelegungen, Makros und natürlich die Beleuchtung sind mehr oder weniger umfangreiche Apps erforderlich. Und die können mitunter riesig sein! Eine Abrechnung mit Razer Synapse könnt Ihr hier lesen. Logitechs G-Hub ist zwar deutlich schlanker, kann aber allen Ernstes nur die F-Tasten belegen – alle anderen Tasten bleiben außen vor. Scheinbar wurde mehr Wert auf die Beleuchtungssteuerung gelegt, die durchaus ordentlich ist.

razor chroma philips hue
„Treiber“ mit Online-Zwang: Synapse kann viel, ist aber zu fett.

Tools wie G-Hub und Synapse oder Roccat Swarm, jeder Hersteller hat etwas Ähnliches, bieten oft auch noch deutlich mehr, etwa eine Community, automatisches Einspielen von Profilen für erkannte Spiele oder Apps, Übermittlung von Daten an eine Smartphone-App und so weiter. Wenn Ihr da etwas Spezielles braucht, müsst Ihr Euch durch die Feature-Listen der Hersteller wühlen. Die DAS-Keyboard-Software ist zum Beispiel darauf spezialisiert, Ereignisse wie Anrufe, Nachrichten oder Börsenkurse zu visualisieren. Der Hauptaspekt der Treiber liegt bei der Beleuchtung, aber bekanntermaßen: später ;)

logitech lgs screenshot
G-Hub-Alternative: Viele Nutzer bevorzugen die alte Logitech Gaming Software.

Die Grundfunktion eines „Treibers“ sind aber sicherlich die Belegung von Tasten und das Verwalten von Profilen. Die meisten Treiber können das, was Logitech sich da gedacht hat bleibt wohl im Dunkeln. Aber die gute Nachricht: Ihr könnt jede Tastatur programmieren, ganz unabhängig von der Treibersoftware. Wie, zeigen wir hier. Zugegeben: Es sieht nach mehr Aufwand aus, aber zum einen täuscht das, zum anderen lässt sich mit El Tutos Profilmanager viel mehr anstellen!

Dennoch: Lasst die Treiber beim Kauf nicht außen vor, die beste Hardware nützt nichts, wenn die Software den Spaß verdirbt. Keine Lust auf ein Online-Konto für einen Treiber? Vergesst Razer. Ihr wollt eine GMMK-Tastatur per Skript umschalten? Vergesst GMMMK. Einen generellen Ratschlag kann man hier aber nicht geben. Synapse beispielsweise nervt ganz ungemein und belegt massig Systemressourcen – ist aber auch ein tolles Spielzeug!

gmmk editor
Der GMMK-Editor ist eher schlank gehalten – ein echter Treiber wird gar nicht gebraucht.

Und damit dann nun endlich zur Beleuchtung, juchee.

Beleuchtung für mechanische Tastaturen

Nein, RGB-Beleuchtung ist kein blödes Spielzeug für Dauerzocker. Alle ästhetischen Aspekte mal außen vor gelassen: Man kann mit individueller Beleuchtung die Arbeit mit Programmen deutlich vereinfachen. Beispielsweise könnt Ihr Tastenkürzel visualisieren, die Ihr Euch nicht merken könnt. Die Beleuchtung lässt sich als blinkende Warnung nutzen, wenn ein Passwortmanager geöffnet ist. Es können Fortschrittsbalken umgesetzt werden oder eine Lebensanzeige für Spiele. Und ganz verblüffend: Man kann Tasten im Dunkeln lesen ;)

gmmk konfigurator screenshot
GMMKs Voreinstellung für MOBA-Spiele.

Ja, RGB-Beleuchtung ist auch ein blödes Spielzeug – und macht Spaß. Zumal die Beleuchtung ja im besten Fall synchronisiert wird: RAM-Bausteine, Mäuse, Mauspads, Kopfhörerhalter, Maus-Bungees, Wasserkühlungen und selbst die gesamte Philips-Hue-Beleuchtung lassen sich zum Beispiel mit Razer Synapse synchronisieren, alles hat heute scheinbar RGB. Das Blöde: Für derlei Dinge seid Ihr (nahezu) komplett auf die Hersteller-Software angewiesen, abseits wird es frickelig, so es überhaupt geht. Dass es geht, zeigen wir hier. Die Königsdisziplin ist wohl das Layering, also das Anordnen von RGB-Effekten in Ebenen, wie es zum Beispiel bei Razer und Corsair möglich ist – für echte RGB-Fans eigentlich ein Muss. Ach, und auch Tastengruppen unterstützt nicht jede Software – bei GMMK könnt Ihr nur einzelne Tasten ein- oder entfärben. Meist sind die größeren Anbieter hier im Vorteil.

Zu beachten gibt es auch abseits der Treiber jede Menge, schließlich gab es in jedem bisherigen Kapitel einen Verweis. Also nochmal von vor:

Beleuchtung: Gehäuse/Barebone

Klar, hier sitzt die Beleuchtung selbst. Razer gilt gemeinhin als Beleuchtungskönig und ja, das können sie. Hier sollte Eure Frage vor allem lauten, ob andere Geräte synchronisiert werden sollen – dann wird das Leben einfacher, wenn man sich einem Anbieter verschreibt. Eine gute Beleuchtung findet man mittlerweile aber fast überall. Hier mal die Beleuchtung im Barebone selbst, mit eingestecktem Switch und dann samt Kappe:

beleuchtung einer mechanischen tastatur im foto
Beleuchtung im GMMK-Barebone, mit Kailh White Boxed und mit Pudding-PBT-Tastenkappen.

Wichtiger ist die Frage nach Per-Key-Beleuchtung: Es gibt Geräte, die im Grunde nur vage Hintergrundbeleuchtung haben, aber bei guter Hardware ist das eher selten. Aber nicht jedes Gerät kann tatsächlich jeden einzelnen Switch separat ansteuern – und nur dann wird aus Blingbling etwas Nützliches! Die Bonus-Disziplin: Animationen auf einzelnen Tasten und definierten Tastengruppen. Klingt schon wieder unnütz? Mitnichten: Auf dem hiesigen Rechner, auf dem just just getippt wurde, blinken zum Beispiel einige Tasten grün und rot, wenn Gimp läuft – zudem leuchtet STRG grün und UMSCHALT rot. Tasten für Tastenkürzel mit STRG sind grün visualisiert, solche mit UMSCHALT rot – und Kombinationen mit STRG+UMSCHALT blinken halt.

Auch die Steuerung der Beleuchtung ist eine Frage der Basis, meist sind die FN-Tasten dafür zuständig – eigentlich schade, weil sich die Steuerung so nur schwierig automatisieren lässt, abseits der Treiber.

Bleuchtung: Switches/Schalter

Hier ist es einfach: Es gibt Schalter, die RGB-tauglich sind und solche, die es nicht sind – keine Wissenschaft, aber wichtig zu wissen, wenn man Schalter separat kauft.

Beleuchtung: Keycaps

Hier gibt es ein wenig mehr zu beachten. Klar, sie müssen überhaupt RGB-tauglich sein und die Beschriftung sollte möglichst ordentlich ausgeleuchtet werden – bei Kompletttastaturen ist das natürlich der Fall. Bei Ersatzteilen ist das mit der genauen Position und Schriftgröße aber schon etwas diffiziler, sofern Ihr halbwegs pingelig seid. Es gibt in Foren durchaus einige Tastaturfreunde, die sich bitterlich über die zu schlechte oder gar fehlende Beleuchtung der Sekundärzeichen auf Keycaps beschweren.

Relevanter, auch beim Kauf einer Kompletttastatur: Pudding-Tasten bestehen aus einer farbigen oder transparenten Oberseite, die unteren rund zwei Drittel sind aber transparent. Und das führt freilich zu einer viel viel umfangreicheren Beleuchtung.

Die Roccat Vulcan hat von Haus aus eine Art Pudding-Keycap – scheint aber nur ABS zu sein, genaue Angabe fehlt leider, aber PBT hätte man angegeben … Hier mal die TKL-Version mit optischen linearen Schaltern:

Das Layout-Thema ist bezüglich der Beleuchtung natürlich nochmal extra ärgerlich: Gerade die Leertaste lässt sich bei einigen Herstellern nicht austauschen, was dem beleuchterischen Gesamtbild abträglich ist, um es mal freundlich zu sagen.

Sonderfunktionen

Die wichtigsten Aspekte für eine Tastatur und deren Bauteile sind durch, aber es gibt eben noch mehr. Allen voran: USB-Buchsen. Und die gibt es schon wieder auf mindestens zwei Arten: Echte USB-Hubs – heißt ein Anschlusskabel. Und durchgeschleifte USB-Buchsen wie bei der Logitech G512 – also zwei Anschlusskabel (nun, ein Y-Kabel …). Nettes Feature – meist aber eher bei den großen Mainstream-Herstellern zu finden. Kleinere Tastatur-Spezialisten konzentrieren sich gerne mal auf die Basics.

Sondertasten können durchaus interessant sein – bieten aber in der Regel nur etwas mehr Komfort und nicht mehr Funktionen. Denn gleich, ob es Mediatasten oder Logitechs G-Tasten sind, all diese Funktionen lassen sich auch auf Tastenkombinationen legen. Gerade in Mode sind auch große Drehregler für die Lautstärke und sonstige Funktionen. Wenn man diese softwareseitig ordentlich belegen kann, steckt da viel Potenzial drin.

Docks: Allenthalben findet man Tastaturen mit Docks für Smartphones oder Tablets. Teils lassen sich diese dann per App mit dem Treiber verbinden und das Ganze wird dann als was ganz Großartiges vermarktet. Letztlich sind die Docks (immer?) nur Halterungen. Ein Beispiel ist Logitechs G910 mit taktilen Romer-G, vielen Sondertasten und eben dem „smarten“ Arx-Dock:

Es gibt noch mehr worauf Ihr achten könnt, wenn es Euch interessant genug erscheint, etwa andockbare Handballenauflagen oder eingebaute Displays – aber verliert die Basics nicht aus den Augen, die Finger müssen sich wohlfühlen. Ihr braucht unbedingt animierte GIFs auf dem Keyboard? Bitte …

Kompatibilität und Standards

Im Grunde sollten nun alle Aspekte beleuchtet sein, die für eine Kaufentscheidung wichtig sind. Da man es aber nicht oft genug sagen kann, hier nochmal eine kurze Zusammenfassung zum Thema Layout, Standards, Kompatibilität. Eine der wohl häufigsten Fragen in Foren ist nicht umsonst: Passen diese und jene Keycaps auf diese und jene Switches oder Tastatur?

Drei Dinge sind wichtig:

  • Layout: ISO-DE?
  • Unterste Tastaturreihe: Standard?
  • Switches: MX-Stem?

MX-Tastenkappen passen physisch auf MX-kompatible Switches – Punkt. MX-Tastenkappen werden separat für das Standard-Layout verkauft und können folglich nur Standard-Tastaturen mit standard unterster Tastenreihe komplett auffüllen. Das sind eben zwei Arten von „passen“. Wenn man unpassende Leertasten einfach links und rechts einen Zentimeter absäbelt, könnte man sie auch wieder auf den Switch stecken … Die Stem-Passform der Kappen und Switches ist also nicht das Problem, sondern die Außenmaße einzelner Tasten der untersten Reihe.

Der Ländercode ist für alle wichtig, die nicht blind tippen – sonst steht auf der Z-Taste nunmal Y, auf der Ö-Taste Semikolon und Komma und so weiter. Davon abgesehen könnt Ihr auf einem Standard-Keyboard natürlich auch Standard-ISO-UK nehmen, das schweizer Layout ist auch hübsch.

MX-Stem ist kein Problem – Standard. ISO-DE-Layout ist schwierig – der Markt ist klein. Untere Reihe im Standard-Layout ist auch kein Problem – abseits einiger weniger Marktführer ;) Um es klar zu sagen: Wenn Ihr das Beste aus der Tastatur samt Beleuchtung herausholen wollt, sind PBT-Pudding-Keycaps derzeit nicht zu schlagen – und als ISO-DE-Version auch nicht zu finden :(

Genug der Theorie, jetzt folgen einige echte Produkte, jeweils mit ein paar Kommentaren.

Tastaturen aus dem Mainstream

Mit Mainstream sollen hier mal Marken gemeint sein, die auch außerhalb der Gaming- oder Tastatur-Szene bekannt sind und in „normalen“ Läden verfügbar sind. Einige Hersteller dürften dennoch nicht jedem bekannt sein, Roccat oder Steelseries sagt dann vermutlich doch vor allem Gamern etwas.

Logitech

Logitech bietet mehrere mechanische Tastaturen an, mit zwei unterschiedlichen Switches: Romer-G und GX, letzere sind später hinzugekommen und MX-kompatibel. Das Standardmodell dürfte die G512 sein (wie G513 ohne Handballenauflage). Die Tastatur stand vor kurzem auch noch hier auf dem Tisch, musste aber wegen drei Minuspunkten verschwinden: Die unterste Reihe ist nicht standardmäßig – ergo keine alternativen Keycaps, beziehungsweise nur einige. Das Gehäuse hat Schwächen, zum einen ist die Kante doch arg scharf, zum anderen hallt das ganze Teil selbst mit gedämpften Tasten. Und drittens ist der Treiber G-Hub nicht wirklich überzeugend, so gar nicht. Die GX Blue waren jedoch durchaus gut.

Die größeren Modelle von Logitech, wie die G915, bieten dann zusätzliche Tasten für Medien und Makros, kabellose Verbindung und so weiter, die Pro-Version kann sogar Hot-Swap! Allerdings sind selbst dort keine Standard-Keycaps zu verwenden.

Razer

Viele Jahre Razer-Erfahrung legen eine Schlussfolgerung nahe: Tolle Hardware, die Spaß macht – aber nicht die haltbarste ist. Allerdings auf recht hohem Niveau. Die Razer-Software Synapse ist zwar riesig und verlangt nach einem Online-Konto, kann aber dafür so ziemlich alles – kann man durchaus mögen, irgendwie. Im Wesentlichen gibt es zwei Modelle, in den aktuellen Versionen endlich auch mit Standard-Layout: Die BlackWidow ist die eher klassische mechanische Tasatur, die Huntsman mit seinen optischen Schaltern ganz vorne an der Technikfront und vor allem auf Gamer ausgelegt. Die Huntsman gibt es sogar mit analogen Switches! Ihr könnt also nicht nur klicken oder nicht, sondern ein wenig tippen, ein wenig mehr … Mit anderen Worten: Man könnte zum Beispiel endlich via Tastatur vernünftig Rennspiele zocken, da man nun dosiert Gas geben kann.

Eine Besonderheit der BlackWidow: Das Gehäuse ist wirklich sehr solide und hat unterhalb der untersten Tastenreihe noch etwas Material, so dass die Daumen auch ohne Handballenauflage gut liegen – das sind so Kleinigkeiten, auf die es sich zu achten lohnt.

Roccat

Roccat hat in der Vergangenheit grundsolide Tastaturen hergestellt. Die aktuelle Vulcan punktet vor allem durch die extreme Beleuchtung, dank transparenter Kappen, und ebenfalls optisch auslösende, MX-kompatible Schalter. Im Gegensatz zu Razer und Logitech ist das Layout im Standard gehalten – allerdings berichten viele Nutzer, dass sich die größeren Tasten nicht ordentlich durch Standard-PBT-Kappen austauschen lassen.

Corsair

Das Spitzenmodell Corsair K100 kommt auf stolze 250 Euro. Dafür bekommt man ein recht eigenwilliges, aber auch sehr massives Gehäuse (das zumindest beim Vorgänger arg gehallt hat). Das Beste: Original Cherry-Schalter – sieht man erstaunlicherweise recht selten bei den Großen. Leider: Auch hier ist die unterste Reihe wieder eine Eigenkreation.

Sharkoon

Die Tastaturen oben kosten in voller Größe grob zwischen 120 und über 200 Euro. Die Skiller SGK30 von Sharkoon gibt es für unter 50 Euro, wurde in Deutschland designt, ist mit Cherry-Schaltern bestückt, kann programmiert werden und erfreut mit Standard-Layout. Ein Metallgehäuse gibt es dafür freilich nicht, aber einen günstigen Einstieg in mechanische Tastaturen, ohne gleich eine „No-Name-China-Tastatur“ nehmen zu müssen (wobei tendenziell alle Tastaturen in Fernost produziert werden).

Tastaturen aus der Szene

Szene mag etwas hochgegriffen klingen, aber selbst das unter Techies super bekannte DAS Keyboard dürfte Otto Normalverbraucher kaum bekannt sein. Das war früher vor allem so ein Guck-mal-wie-geil-ich-bin-Teil ganz ohne Beschriftung ;)

DAS Keyboard

Heute ist das Das Keyboard, das übrigens trotz des Namens aus Texas stammt, ein ganz normales, voll ausgestattetes Keyboard, das direkt mit Logitech, Razer & Co. konkurriert, auch was die Qualität angeht. Und auch die Software ist hier viel mehr als Treiber, vor allem gibt es viele App-Integrationen abseits von Spielen. Insofern ist Das Keyboard vielleicht gerade für den Office-Bereich einen Blick wert. Achtet aber auf die Version: Die 4Q hat Cherry-MX-Schalter, in der 5Q werkeln hauseigene Switches, die ausnahmsweise mal nicht MX-kompatibel sind. So werden Keycap-Upgrades trotz Standard-Layout schwierig.

Ducky

Ducky ist vielleicht der erste Kontakt, den viele Interessenten zu Herstellern haben, die sich ein wenig mehr Mühe mit dem Design geben. Es gibt extrem ausgefallene Keycaps, die Leertasten sind bei vielen Modellen nach den chinesichen Jahren gestaltet (Jahr der Ratte etwa), man darf sich direkt über PBT-Material freuen und mit originalen Cherry MX macht man auch nichts falsch. Standard-Layout ist bei solchen Herstellern eigentlich immer zu finden, ebenso Gehäuse aus Kunststoff.

(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)

Filco

Auch hier wieder: Kunststoff, Standards, (teils) PBT-Kappen, Cherry MX. Für eine Filco Majestouch Convertible 2 kann man auch schon mal über 300 Euro ausgeben! Das Besondere: KOBO-Frames sind aufwändig lackierte Gehäuse für Filco-Tastaturen, die allein schon mal 150 Euro Aufpreis bedeuten können – sehr hübsch, aber leider Kunststoff. Immerhin: Das Teil läuft auch per Bluetooth! Bei Filco gibt es teils auch eine alternative Beschriftung, nämlich vorne statt oben – durchaus interessant.

(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)

Mistel

Auch hier greifen wieder die Standards, Mistel hat einige hübsche Designs im Angebot. Aber die Besonderheit: Es gibt auch eine geteilte Tastatur samt RGB-Beleuchtung, die Barocco MD770 RGB. Leider: Die Kappen sind aus PBT, das Gehäuse aber nur aus ABS – aus Metall würde die Tastatur vermutlich just hier auf dem Tisch diesen Text verzapfen!

(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)

Glorious Gaming

Die GMMK ist endlich mal ein von vorneherein modular ausgelegtes Keyboard: Barebone + Switches nach Wahl + Keycaps nach Wahl. Der Metall-Barebone ist gut, aber nicht perfekt: Sehr leicht, rutschig und softwareseitig eher mager, da sich weder Belegungen noch Beleuchtungsprofile per Skript oder Drittsoftware steuern lassen, da es keine Schnittstellen gibt. Dennoch: Das GMMK ist das fast perfekte Keyboard – das auch einen eigenen Artikel hat, in dem drei der vier GMMK-Probleme gelöst werden! Habt ein paar Tage Geduld. Bei CaseKing.de könnt Ihr das GMMK direkt in einem Konfigurator zusammenstellen – derzeit günstiger als bei Amazon!

Es gibt Dutzende Anbieter, die sich auf die Kombination Standard-Layout, Cherry MX, PBT-Kappen, Kunststoffgehäuse auf die Fahne geschrieben haben und sich dann gerne in Designs austoben. Aber auch hier und da Anbieter mit besonderen Features. Schaut einfach mal bei Mechanical Keyboards vorbei, das hilft beim Überblick.

Geteilte Tastaturen

Es gibt ähnliche Modelle wie die Mistel-Tastatur, aber die meisten Hersteller von Split-Keyboards stammen eher aus der Ergonomie- oder Hacker-Ecke. Der Markt ist übersichtlich, die Verfügbarkeiten sind mau, aber hier die drei wohl interessantesten Modelle:

Ergodox EZ

Die Ergodox-Tastatur ist kaum noch Tastatur, eher Eingabewerkzeug. Das liegt vor allem daran, dass das Layout gar nichts mehr mit den ISO- und ANSI-Standars zu tun hat. Beispielsweise sind die Tasten in ganz normalen Zeilen angeordnet, nicht versetzt wie gewohnt. Gibt auch Sinn, schließlich liegt die Tastatur bei solchen Modellen dort, wo die Hände es wollen – nicht umgekehrt. Und Finger strecken sich nunmal gerade aus. Beschriftung? Nein, die Ergodox ist eher darauf ausgelegt, dass Ihr Euch ein eigenes Schema entwickelt. Aber es gibt sie auch mit Beschriftung, englischer, versteht sich. Und auch hier: Gäbe es sie nur aus Metall …

mechanische tastatur ergodox
Die Ergodox-Tasten sind gerade untereinander angeordnet.

Ultimate Hacking Keyboard

Das UHK ist etwas normaler als die EZ, hier gibt es wieder ein reguläres Layout samt (US-/UK-)Beschriftung, PBT-Double-Shot-Keycaps, Cherry-Schalter, Open Source Software und eher dünne Plastikgehäuse. Die Besonderheit: Für die Daumen gibt es kleine ersetzbare Module: Trackpoint, Touchpad, Trackball und Extratasten. Interessant, knapp 290 Euro teuer und nicht gut verfügbar.

uhk-foto
Das UHK – die normalere Alternative zu Ergodox.
Bild: Ultimate Gadget Laboratories

Kinesis

Die Kinesis Freestyle Edge RGB verzichtet zwar auf eine untere Standardreihe (nun, dass Leertasten bei Split-Tastaturen aus der Reihe fallen ist ja eh klar), hat dafür aber eine ganze Reihe Sondertasten und nutzt Cherry-Schalter. Warum es die Tastatur des deutschen Anbieters scheinbar nur als ANSI-Version mit englischer Beschriftung gibt, bleibt ein Rätsel – aber es bietet ja auch sonst niemand an bei vergleichbaren Produkten. Die Tastatur gibt es auch ohne RGB-Beleuchtung:

(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)

Mechanische Tastaturen kaufen

Amazon, Saturn & Co. bieten schon einiges, aber viele Produkte und Hersteller finden ausschließlich im Fachhandel statt. Hier ein paar Links:

  • CaseKing.de, breites Sortiment rund um PCs, Gehäuse, Gaming etc.
  • MyKeyboard.eu aus Belgien, Tastaturspezialist mit sehr tiefem Sortiment.
  • CandyKeys aus Deutschland, Tastaturspezialist mit sehr tiefem Sortiment.
  • Mechanical Keyboards aus Tennesee, Tastaturspezialist, in der Regel nichts mit ISO-DE.

Ein Tipp zu CandyKeys und MyKeyboard: Beide Shops zeigen leider auch Dinge an, die derzeit nicht verfügbar sind – und zwar so viele, dass man meinen könnte, der Shop sei leer … Aber beide bieten einen Filter, um nur verfügbare Artikel („in Stock“) anzuzeigen. Riesig wird die Auswahl dadurch jedoch nicht gerade: MyKeyboard hat kein einziges Fullsize-ISO-DE-Keyboard auf Lager. Und CandyKeys auch nicht. Die haben aber immerhin ein (1!) TKL-Modell. Egal wo man guckt, so richtig toll sieht es mit der Verfügbarkeit etlicher Marken und Produkte im Tastaturbereich nicht aus. Corona? Sueskanal? Hype? Wer weiß …

Die beste mechanische Tastatur?

Natürlich gibt es nicht die beste mechanische Tastatur. Wenn Ihr Euer komplettes Gaming-Equipment synchronisieren und ständig die neuesten Spieleintegrationen haben wollt, seid Ihr bei den Branchenriesen Razer und Logitech sehr gut aufgehoben, da kommt kaum ein anderer mit. Logitech ist etwas nüchterner, Razer verspielter, beide sind keine Fans von Standards.

Wer eigentlich nur ordentlich tippen will, kann sich im Grunde eine beliebige mechanische Tastatur kaufen – die Qualität aller gängigen Switches ist heutzutage sehr gut, es kommt nur auf die richtige (Farb-)Variante an. Da auch die Haptik der Kappen wichtig ist, sollte ein Austausch möglich sein, sprich es sollte ein Standard-Layout geben.

Wer es auf Design anlegt kann sich im Grunde ganz auf die Tastenkappen konzentrieren.

Für Beleuchtungs-Fans kommt es massiv auf die Software an – hardwareseitig sieht es fast überall gut aus, aber starre Effekte werden schnell langweilig und sind nutzlos!

Es soll ergonomisch sein? Klarer Tipp: Ergodox EZ – einfach, weil es der drastischste Wechsel von einer regulären Tastatur ist, und wenn schon, dann auch richtig.

Die theoretisch beste Tastatur:

  • Gehäuse: Metall, rutschfest, RGB, Kabelmanagement, Daumenablage, Sondertasten, Hot-Swappable
  • Switches: MX-kompatibel, vorzugsweise boxed-Version
  • Keycaps: PBT, ISO-DE, gegebenenfalls Pudding-Design
  • Software: Open Source oder zumindest mit API/SDK (für Dritthersteller), automatische Profile, komplette Umbelegung
  • Beleuchtung: Per-Key und steuerbar über Tastenkürzel abseits von FN-Tasten
  • Gimmicks: Alles, was Euch glücklich macht – ob Smartphone-Dock, buntes Kabel oder Mediatasten

Wenn Ihr Euch nur einen einzigen Tipp merken könnt: Achtet auf Austauschbarkeit! Es ist ein gutes Gefühl, Tastenkappen jederzeit nach Gusto wechseln zu können. Es ist ein gutes Gefühl, eine 200-Euro-Tastatur nicht wegwerfen zu müssen, nur weil zwei Switches nicht mehr klicken. Und es ist ein gutes Gefühl, das Geld Herstellern zu geben, die nicht so unsozial sind, Kunden ihre hauseigenen Ersatzteile aufzuzwingen, indem sie Standards einfach mal ein ganz kleines bisschen abändern …

Das ist vermutlich auch der Hauptgrund, warum eben dieser Text über Tastaturen auf einer GMMK geschrieben wurde. Ein günstiger Einstieg in hübsche Design-Tastaturen: Epomaker Skyloong Panda mit Cherry MX Brown und PBT-Kappen im 60-Prozent-Standard-Layout – das macht schon was her.

Und nicht vergessen: Tastenbelegung und Profile lassen sich auch abseits der Herstellersoftware erledigen, zum Beispiel mit El Tutos Profilmanager. Die Beleuchtung einiger Tastaturen lässt sich mit OpenRGB ansteuern. Somit könntet Ihr durchaus komplett auf die meist viel zu fetten Suiten der Hersteller verzichten und Eure Entscheidung ganz und gar von der Hardware abhängig machen. Das bedeutet aber etwas mehr Arbeit.

Es gibt natürlich noch etliche Kleinigkeiten, die für den Kauf mechanischer Tastaturen relevant sein könnten. Und etliche Hersteller von Tastaturen und Switches und Keycaps, die wir hier nicht erwähnt haben. Aber wenn Ihr Euch durch diese knapp 40.000 Zeichen gewühlt habt, solltet Ihr wohl in der Lage sein, eine fundierte Entscheidung treffen zu können.

Wenn Ihr Fragen zu konkreten Tastaturen, Themen oder Anbietern habt – immer her damit, auch wenn sich aus der Ferne nicht jede Frage zu jeder Tatatur beantworten lassen wird.

Oder schaut bei unseren sonstigen Tastaturartikeln vorbei. Und wenn sich Apple-User hier nicht berücksichtigt fühlen: Schaut bei Christians Keychron-K2-Test vorbei.

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Ooopsi!

Bitte deaktiviere Deinen Adblocker.